Sofia Gubaidulina (1931-2025)
»Musik verbindet das Endliche mit dem Unendlichen.« (Sofia Gubaidulina)
Am 13. März ist Sofia Gubaidulina an ihrem Wohnsitz bei Hamburg gestorben. Sie gilt als eine der bedeutendsten russischen Komponistin der Gegenwart.
Zu Beginn ihrer Karriere war sie Opfer etlicher Repressalien und Einschränkungen sowjetischer Kulturpolitik. Nachdem seit Beginn der 1980er Jahre viele ihrer Werke – auch dank des tatkräftigen Einsatzes des Geigers Gidon Kremer – in westliche Konzertprogramme Eingang fanden, beschloss sie, wie viele andere russische Komponistinnen und Komponisten, ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. Seit 1992 lebte sie in der Nähe von Hamburg.
Als Künstlerin und Mensch schöpfte Sofia Gubaildulina aus einem tiefen Glauben Inspiration und war davon überzeugt, dass der Glaube an Gott mit dem schöpferischen Trieb des Menschen in direkte Beziehung zu setzen ist. Sie begriff das Komponieren stets als einen „sakralen Akt“ und das entstandene Werk als eine Art „Opfer“. Ihre liebenswerte Ausstrahlung und ihre Gabe, auch in Gesprächen oder Workshops mit ihren Interpretinnen und Interpreten ihre künstlerischen und philosophischen Ansichten mitreißend zu vermitteln, war einzigartig.
Im Gewandhaus konnte das Publikum die Komponistin von 2020-2023 als Gewandhauskomponistin erleben. Das Gewandhausorchester hat ihr Dittes Violinkonzert „Du und Ich“ (2019) in Leipzig und ihr letztes überwältigendes Orchesterwerk „Der Zorn Gottes“ (2022) in Berlin zur Deutschen Erstaufführung gebracht und beim Label Deutsche Grammophon die Weltersteinspielung der beiden Werke veröffentlicht, die für einen Grammy nominiert wurde. Eine letzte Komposition, „Prolog“, die fürs Gewandhausorchester und das Boston Symphony Orchestra entstehen sollte, blieb unvollendet.
»Sofia Gubaidulinas Musik mit ihrer Intellektualität und nachdenklichen Spiritualität berührt zutiefst und geht unmittelbar unter die Haut.« (Andris Nelsons, Gewandhauskapellmeister)