Meisterklasse Fagott

30.05.2019 · von Dirk Steiner · Asientournee MAI 2019

Riccardo Terzo, 1990 in Palermo geboren, hat im Mai dieses Jahres sein Probejahr als Fagottist im Gewandhaus bestanden. Klavier und Fagott hat er an der Universität Mozarteum in Salzburg studiert und 2016 den 1. Preis in der Gillet-Fox Competition der Double Reed Society in den USA gewonnen. Seither ist er nicht nur gefragter Solist, sondern auch Fagott-Lehrer. Seit sechs Jahren gibt er auch in Japan regelmäßig Meisterklassen für Studierende und Profis. Auch bei der diesjährigen Gewandhausorchestertournee unterrichtet er drei Tage lang im Hauptsitz der Nonaka Boeki Co., Ltd. Das Unternehmen ist der wichtigste Importeur für Doppelrohr-Blasinstrumente in Japan. An seinem Hauptsitz im Tokioter Stadtteil Shinjuku stellt Nonaka seine Konzerträume auch für Meisterklassen zur Verfügung oder organisert sie selbst.

Riccardos erste Schülerin am heutigen Tag ist Mikina Takeshita. Sie hat ihr Studium an der Tokioter Musikuniversität bereits abgeschlossen und spielt freischaffend in verschiedenen Ensembles und Orchestern. Mit Riccardo möchte sie Stellen aus Carl Maria von Webers "Andante e Rondo Ongarese" op. 35  erarbeiten, denn dies wird sie im Juli bei ihrem ersten Wettbewerbsauftritt vorspielen.

Dem Gewandhausmusiker entgeht kein Detail. Vor allem das Fehlen unterschiedlicher Stimmungen ihrer Interpretation hat er als zentrales Thema ihrer Meisterklasseidentifiziert: "Im Moment spielst Du nur die Noten - versuche, den Abschnitten unterschiedliche Farben zu geben - verschiedene Charaktere," ermuntert er die Musikerin und beim namengebenden "Ongarese"-Abschnitt: "Jetzt klingt es wie ein Militärmarsch - versuche es leichter; das ist Volksmusik, das ist lustig!" Und als es dramatisch wird: "Das klingt viel zu nett - lass es klingen wie ein Gewitter - trau Dich, aggressiver zu spielen." Riccardo lobt die Schülerin und feuert sie an, aber er bleibt so lange uannachgiebig, bis die Stelle sitzt.

Er hört zu, sie spielen gemeinsam, der Profi spielt einzelne Stellen vor, er begleitet die Musikerin spontan am Klavier nud immer wieder erklärt er ihr die Atmosphäre der Musik. "Du spielst technisch super - aber versuch´, mehr Farben zu produzieren," sagt er. Und am Stakkato muss sie noch arbeiten: " Wenn das nicht ganz deutlich abgesetzte Noten sind, dann hört es ab der zweiten Reihe im Saal niemand mehr, dass Du Stakkato spielst," erklärt er ihr das Problem. Er gibt ihr als Hausaufgabe mit, das Stakkato mit einer anderen Zungentechnik zu üben: "Deine Fingertechnik ist super - Du kannst dich jetzt auf etwas anderes konzentireren," ermuntert er Mikita, denn "Stakkato ohne Doppelzunge zu spielen, ist bei hohem Tempo schwieriger - das braucht Zeit."

Nach dem letzten Durchlauf klingt Mikitas Spiel ganz anders als zuvor und Riccardo ist zufrieden mit dem Erreichten. Am Ende wirkt Mikita ein bisschen erschöpft, aber sie ist froh über die vielen Anregungen, die sie mit nachhause nehmen kann.