Spielplan des Gewandhauses

Do

21. Sep 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy

zurück

VERHAGELT Dass Felix, der Glückliche, auch herbe Rückschläge zu verkraften hatte, vergisst man leicht angesichts seiner alles überstrahlenden Erfolge. Besonders bittere Erfahrungen bescherte ihm die…

weiterlesen

VERHAGELT

Dass Felix, der Glückliche, auch herbe Rückschläge zu verkraften hatte, vergisst man leicht angesichts seiner alles überstrahlenden Erfolge. Besonders bittere Erfahrungen bescherte ihm die Reformationssinfonie, bestimmt zur Feier des 300. Jahrestags des Augsburger Bekenntnisses 1830. Doch nichts lief nach Plan. Mendelssohn geriet in Verzug, bekam weder in Augsburg noch in Berlin die erhoffte Aufführungsgelegenheit und eine potenzielle Leipziger Premiere wurde ebenfalls vereitelt. Am Festtag tönte zwar Luthers Ein feste Burg landauf landab von allen Dächern – Mendelssohns »Kirchensinfonie«, die in eine Apotheose dieses Chorals mündet, war nirgends zu hören. In Paris verweigerten Musiker ihre Mitwirkung. Noch die verspätete Uraufführung in der Singakademie war von Enttäuschung überschattet und machte Mendelssohns Berliner Stellenaussichten zunichte. Fast immer stürmt oder gewittert es, registrierte der Rezensent und traf nicht nur die Musik. Es blieb die einzige Aufführung unter Mendelssohns Leitung. Er ließ das Werk nicht drucken, ja hätte es am liebsten verbrannt.

SONNENSEITE

10 Jahre später erhielt Mendelssohn – mittlerweile ans Gewandhaus berufen – den prestigeträchtigsten Auftrag, den die Stadt Leipzig zu vergeben hatte: die musikalische Gestaltung der mit immensem Aufwand begangenen Gutenberg-Feier des Jahres 1840. Stattliche 208 Druckerpressen, über 116 Buch- und Musikalienhandlungen sowie 23 Buchdruckereien hatte Leipzig damals vorzuweisen und nahm 400 Jahre Buchdruckerkunst zum Anlass für eine gigantische Selbstinszenierung des stolzen Bürgertums. Mendelssohn krönte die Festtage mit seiner Symphonie-Cantate nach Worten der heiligen Schrift, dem Lobgesang. Was Beethoven in der Neunten vorgeführt und Mendelssohn in der Reformationssinfonie instrumental erprobt hatte, erfüllt sich. Alle zur Verfügung stehenden musikalischen Mittel werden aufgeboten, um der Leitidee Ausdruck zu verleihen, die Mendelssohn mit Worten des 150. Psalms zelebriert: Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!

ALLZEITHOCH

Du verstehst schon, erläuterte er seinem Freund Carl Klingemann, dass erst die Instrumente auf ihre Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen. Die Instrumentalsätze, die drei Sätzen einer Sinfonie entsprechen, verkünden das Grundthema vom ersten Ton an [...], indem eigentlich alle Stücke auf die Worte »Alles was Odem hat...« komponiert sind. Am Nachmittag des 25. Juni 1840 wurde die Sinfonie-Kantate in der überfüllten Thomaskirche von 500 Sängern und Instrumentalisten uraufgeführt. Mendelssohn liebte sie sehr, revidierte und publizierte sie rasch und führte sie so häufig auf, wie kein anderes seiner sinfonischen Werke

Fr

22. Sep 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy

zurück

VERHAGELT Dass Felix, der Glückliche, auch herbe Rückschläge zu verkraften hatte, vergisst man leicht angesichts seiner alles überstrahlenden Erfolge. Besonders bittere Erfahrungen bescherte ihm die…

weiterlesen

VERHAGELT

Dass Felix, der Glückliche, auch herbe Rückschläge zu verkraften hatte, vergisst man leicht angesichts seiner alles überstrahlenden Erfolge. Besonders bittere Erfahrungen bescherte ihm die Reformationssinfonie, bestimmt zur Feier des 300. Jahrestags des Augsburger Bekenntnisses 1830. Doch nichts lief nach Plan. Mendelssohn geriet in Verzug, bekam weder in Augsburg noch in Berlin die erhoffte Aufführungsgelegenheit und eine potenzielle Leipziger Premiere wurde ebenfalls vereitelt. Am Festtag tönte zwar Luthers Ein feste Burg landauf landab von allen Dächern – Mendelssohns »Kirchensinfonie«, die in eine Apotheose dieses Chorals mündet, war nirgends zu hören. In Paris verweigerten Musiker ihre Mitwirkung. Noch die verspätete Uraufführung in der Singakademie war von Enttäuschung überschattet und machte Mendelssohns Berliner Stellenaussichten zunichte. Fast immer stürmt oder gewittert es, registrierte der Rezensent und traf nicht nur die Musik. Es blieb die einzige Aufführung unter Mendelssohns Leitung. Er ließ das Werk nicht drucken, ja hätte es am liebsten verbrannt.

SONNENSEITE

10 Jahre später erhielt Mendelssohn – mittlerweile ans Gewandhaus berufen – den prestigeträchtigsten Auftrag, den die Stadt Leipzig zu vergeben hatte: die musikalische Gestaltung der mit immensem Aufwand begangenen Gutenberg-Feier des Jahres 1840. Stattliche 208 Druckerpressen, über 116 Buch- und Musikalienhandlungen sowie 23 Buchdruckereien hatte Leipzig damals vorzuweisen und nahm 400 Jahre Buchdruckerkunst zum Anlass für eine gigantische Selbstinszenierung des stolzen Bürgertums. Mendelssohn krönte die Festtage mit seiner Symphonie-Cantate nach Worten der heiligen Schrift, dem Lobgesang. Was Beethoven in der Neunten vorgeführt und Mendelssohn in der Reformationssinfonie instrumental erprobt hatte, erfüllt sich. Alle zur Verfügung stehenden musikalischen Mittel werden aufgeboten, um der Leitidee Ausdruck zu verleihen, die Mendelssohn mit Worten des 150. Psalms zelebriert: Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!

ALLZEITHOCH

Du verstehst schon, erläuterte er seinem Freund Carl Klingemann, dass erst die Instrumente auf ihre Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen. Die Instrumentalsätze, die drei Sätzen einer Sinfonie entsprechen, verkünden das Grundthema vom ersten Ton an [...], indem eigentlich alle Stücke auf die Worte »Alles was Odem hat...« komponiert sind. Am Nachmittag des 25. Juni 1840 wurde die Sinfonie-Kantate in der überfüllten Thomaskirche von 500 Sängern und Instrumentalisten uraufgeführt. Mendelssohn liebte sie sehr, revidierte und publizierte sie rasch und führte sie so häufig auf, wie kein anderes seiner sinfonischen Werke

Do

26. Okt 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Richard Wagner , Anton Bruckner

zurück

ZYKLEN Zyklen kehren zyklisch wieder. Seit Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch: Bruckner-Zyklen. Mit seinem amtierenden Nachfolger Andris Nelsons hat das Gewandhausorchester gerade einen solchen…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Werke von Richard Wagner , Anton Bruckner

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

ZYKLEN

Zyklen kehren zyklisch wieder. Seit Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch: Bruckner-Zyklen. Mit seinem amtierenden Nachfolger Andris Nelsons hat das Gewandhausorchester gerade einen solchen durchlaufen. Die Neunte war auch dabei. Andris lächelt zufrieden vom Cover der preisgekrönten CD: Er könnte stolz zurückblicken, sich auf den Lorbeeren ausruhen. Doch nach der Neunten ist vor der Neunten, weiß der ewig silvestrige Beethovener. Warum die Mühe? Bruckner ist anstrengend, strapaziert Bläser wie Streicher, Paukisten wie Publikum, Dirigenten wie Disponenten. Es muss sein. Bruckner tut Not. Die Welt dreht sich weiter und wartet auf einen Bruckner, der von Krieg und Krise, Pandemie und Energie weiß. Und von den musikalischen Erfahrungen, die der Kapellmeister und sein Orchester seitdem gemeinsam gesammelt haben.

KREISE

Kreise ziehen Kreise. Bruckner mit dem Gewandhausorchester ist zum Maßstab, zur Marke, zum Erfolgsgaranten und Exportschlager geworden. Tournee-Orte verlangen ein ums andere Mal danach. Für das singuläre Live-Erlebnis ist das irrelevant. Es zählt einzig der erfüllte Moment. Was mit Nikisch begann, wurde von den Gewandhauskapellmeistern Bruno Walter und Wilhelm Furtwängler, Hermann Abendroth und Herbert Albert, Franz Konwitschny, Kurt Masur und Herbert Blomstedt weitergereicht und ist nun bei Andris Nelsons angelangt. Tradition heißt: weitermachen. Immer wieder von vorn anfangen. Nie zu einem Ende gelangen. Fortschreiten. Auf Vergangenem aufbauen und Neues wagen. In der Wiederholung das Einmalige suchen. Vergegenwärtigen.

Fr

27. Okt 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Richard Wagner , Anton Bruckner

zurück

ZYKLEN Zyklen kehren zyklisch wieder. Seit Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch: Bruckner-Zyklen. Mit seinem amtierenden Nachfolger Andris Nelsons hat das Gewandhausorchester gerade einen solchen…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Werke von Richard Wagner , Anton Bruckner

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

ZYKLEN

Zyklen kehren zyklisch wieder. Seit Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch: Bruckner-Zyklen. Mit seinem amtierenden Nachfolger Andris Nelsons hat das Gewandhausorchester gerade einen solchen durchlaufen. Die Neunte war auch dabei. Andris lächelt zufrieden vom Cover der preisgekrönten CD: Er könnte stolz zurückblicken, sich auf den Lorbeeren ausruhen. Doch nach der Neunten ist vor der Neunten, weiß der ewig silvestrige Beethovener. Warum die Mühe? Bruckner ist anstrengend, strapaziert Bläser wie Streicher, Paukisten wie Publikum, Dirigenten wie Disponenten. Es muss sein. Bruckner tut Not. Die Welt dreht sich weiter und wartet auf einen Bruckner, der von Krieg und Krise, Pandemie und Energie weiß. Und von den musikalischen Erfahrungen, die der Kapellmeister und sein Orchester seitdem gemeinsam gesammelt haben.

KREISE

Kreise ziehen Kreise. Bruckner mit dem Gewandhausorchester ist zum Maßstab, zur Marke, zum Erfolgsgaranten und Exportschlager geworden. Tournee-Orte verlangen ein ums andere Mal danach. Für das singuläre Live-Erlebnis ist das irrelevant. Es zählt einzig der erfüllte Moment. Was mit Nikisch begann, wurde von den Gewandhauskapellmeistern Bruno Walter und Wilhelm Furtwängler, Hermann Abendroth und Herbert Albert, Franz Konwitschny, Kurt Masur und Herbert Blomstedt weitergereicht und ist nun bei Andris Nelsons angelangt. Tradition heißt: weitermachen. Immer wieder von vorn anfangen. Nie zu einem Ende gelangen. Fortschreiten. Auf Vergangenem aufbauen und Neues wagen. In der Wiederholung das Einmalige suchen. Vergegenwärtigen.

Do

21. Dez 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Mieczysław Weinberg , Peter Tschaikowski

zurück

WO GEWALT HERRSCHT Peter Tschaikowski zollt mit der 3. Sinfonie seinen Vorbildern Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann Tribut, greift die Fünfsätzigkeit der Rheinischen auf, flicht einen…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Sol Gabetta Violoncello

Werke von Mieczysław Weinberg , Peter Tschaikowski

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

WO GEWALT HERRSCHT

Peter Tschaikowski zollt mit der 3. Sinfonie seinen Vorbildern Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann Tribut, greift die Fünfsätzigkeit der Rheinischen auf, flicht einen altmodischen, beschaulichen Walzer »alla tedesca« an zweiter Stelle ein, lässt den Ruf der Italienischen durch den langsamen Satz hallen und eifert Mendelssohn im elfischen Scherzo nach. Besonders stolz ist er auf die Klangpracht des Finales mit seinen kraftstrotzenden, namengebenden Polonaise-Rhythmen. Es steht dem eröffnenden Trauermarsch diametral entgegen. Was aus den traditionshaltigen Tönen spricht, bekennt Tschaikowski auch in Worten: Wir sind mit den europäischen Formen so verwachsen, dass man sich Gewalt antun muss, um sich loszureißen. Aus solcher Gewalt kann jedoch nichts Künstlerisches entstehen. Sein Fazit gilt nicht nur für musikalische Formkonventionen: Wo Gewalt herrscht, gibt es keine Inspiration, und ohne Inspiration keine Kunst.

ÜBERLEBENSKÜNSTLER

Und doch rangen Künstler ihrem gewaltgeprägten Umfeld bedeutende Werke ab. Bis 1957 musste das Violoncellokonzert des polnischen Juden Mieczysław Weinberg auf seine Uraufführung warten. Das Werk war unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs entstanden – im Schicksalsjahr 1948, als sein Schwiegervater Solomon Michoëls ermordet und Weinberg selbst unter Dauerbeobchtung gestellt wurde. Wehmut, die zur Verzweiflung crescendiert und wieder in stille Melancholie diminuiert, färbt alle Klänge dunkel und geht unmittelbar zu Herzen, weil sie direkt aus dem Herzen strömt. Das Dur-Leuchten des 2. Satzes erlischt leise, in der Stille. Morendo. Musik am Existenzminimum; Töne, die den Tod geschaut haben.

FLUCH, FLUCHT, FLÜCHTIGKEIT

Wohin will das Finale? Eine Entscheidung zwischen Dur und Moll, Lachen und Weinen, Leben und Tod ist nicht zu fällen. Die Virtuosität hat etwas Gehetztes, der Volkstanz etwas ÜberdrehtOrdinäres, und den auftrumpfenden TrompetenFanfaren traut man nicht. Alles ist schnelllebig in diesem 3. Satz. Ist es Flüchtigkeit oder Flucht? Vier Orchester-Celli und gequälte Laute der Hörner geleiten die Solistin zum Schlussstrich, umweht von einem Hauch Paukenwirbel mit übergeworfenem Tuch – wie bei Leichenzügen.

Fr

22. Dez 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Mieczysław Weinberg , Peter Tschaikowski

zurück

WO GEWALT HERRSCHT Peter Tschaikowski zollt mit der 3. Sinfonie seinen Vorbildern Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann Tribut, greift die Fünfsätzigkeit der Rheinischen auf, flicht einen…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Sol Gabetta Violoncello

Werke von Mieczysław Weinberg , Peter Tschaikowski

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

WO GEWALT HERRSCHT

Peter Tschaikowski zollt mit der 3. Sinfonie seinen Vorbildern Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann Tribut, greift die Fünfsätzigkeit der Rheinischen auf, flicht einen altmodischen, beschaulichen Walzer »alla tedesca« an zweiter Stelle ein, lässt den Ruf der Italienischen durch den langsamen Satz hallen und eifert Mendelssohn im elfischen Scherzo nach. Besonders stolz ist er auf die Klangpracht des Finales mit seinen kraftstrotzenden, namengebenden Polonaise-Rhythmen. Es steht dem eröffnenden Trauermarsch diametral entgegen. Was aus den traditionshaltigen Tönen spricht, bekennt Tschaikowski auch in Worten: Wir sind mit den europäischen Formen so verwachsen, dass man sich Gewalt antun muss, um sich loszureißen. Aus solcher Gewalt kann jedoch nichts Künstlerisches entstehen. Sein Fazit gilt nicht nur für musikalische Formkonventionen: Wo Gewalt herrscht, gibt es keine Inspiration, und ohne Inspiration keine Kunst.

ÜBERLEBENSKÜNSTLER

Und doch rangen Künstler ihrem gewaltgeprägten Umfeld bedeutende Werke ab. Bis 1957 musste das Violoncellokonzert des polnischen Juden Mieczysław Weinberg auf seine Uraufführung warten. Das Werk war unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs entstanden – im Schicksalsjahr 1948, als sein Schwiegervater Solomon Michoëls ermordet und Weinberg selbst unter Dauerbeobchtung gestellt wurde. Wehmut, die zur Verzweiflung crescendiert und wieder in stille Melancholie diminuiert, färbt alle Klänge dunkel und geht unmittelbar zu Herzen, weil sie direkt aus dem Herzen strömt. Das Dur-Leuchten des 2. Satzes erlischt leise, in der Stille. Morendo. Musik am Existenzminimum; Töne, die den Tod geschaut haben.

FLUCH, FLUCHT, FLÜCHTIGKEIT

Wohin will das Finale? Eine Entscheidung zwischen Dur und Moll, Lachen und Weinen, Leben und Tod ist nicht zu fällen. Die Virtuosität hat etwas Gehetztes, der Volkstanz etwas ÜberdrehtOrdinäres, und den auftrumpfenden TrompetenFanfaren traut man nicht. Alles ist schnelllebig in diesem 3. Satz. Ist es Flüchtigkeit oder Flucht? Vier Orchester-Celli und gequälte Laute der Hörner geleiten die Solistin zum Schlussstrich, umweht von einem Hauch Paukenwirbel mit übergeworfenem Tuch – wie bei Leichenzügen.