Spielplan des Gewandhauses

Do

14. Sep 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Thomas Adès , Jean Sibelius

zurück

AUS DEM NICHTS Expansiv wie das Universum entfalten sich die sieben Abschnitte von Thomas Adès’ Klavierkonzert, der biblischen Schöpfungsgeschichte folgend. Alles beginnt im Chaos; mit dem Auftritt…

weiterlesen

Grosse Concerte

Fokus: Gewandhauskomponist Thomas Adès

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Kirill Gerstein Klavier, Sarah Wegener Sopran

Werke von Thomas Adès , Jean Sibelius

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie II

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

AUS DEM NICHTS

Expansiv wie das Universum entfalten sich die sieben Abschnitte von Thomas Adès’ Klavierkonzert, der biblischen Schöpfungsgeschichte folgend. Alles beginnt im Chaos; mit dem Auftritt des Pianisten wird das Licht von der Dunkelheit geschieden. Im zweiten Abschnitt – Adès spricht von Variationen – teilen sich die Wasser und ergießen sich in endlosen Skalen himmelwärts oder in die Tiefen des Meeres. Dem Land und der Vegetation ist der dritte, den Gestirnen der zentrale vierte Abschnitt gewidmet. Anschließend breiten sich Lebewesen zu Lande und zu Wasser mit den Stimmen einer Fuge aus. Den Schlüssel zum Verständnis des Zyklus birgt die Kontemplation an siebter und letzter Stelle: Erst hier erscheint der musikalische Grundgedanke in seiner reinsten Form. Bei der Uraufführung 2008 verbanden sich Adès’ mystische Klänge mit einer Video-Installation von Tal Roesner, der abstrakte, doch unmittelbar auf die Musik reagierende Bilder als visuelle »Stimme« hinzukomponierte.

AUS DEM EI

Jean Sibelius, erklärter Lieblingskomponist von Adès, greift in seiner Tondichtung Luonnotar 1913 die Schöpfungsgeschichte des finnischen Kalevala-Mythos auf. Eine Sopranstimme besingt die Entstehung des Universums aus einem Ei. Mystisches Beben erfüllt auch die ersten Takte seiner 5. Sinfonie. Die Pauke wirbelt im Untergrund. Darüber schallt erhaben der Ruf des Horns in die kosmische Weite. Die Musik wächst aus Naturphänomenen heraus. Zugleich beschwört Sibelius die große Tradition sinfonischer Anfänge und verweist auf einen weiteren wichtigen Weltenbeginn in Es-Dur: Wagners Rheingold-Vorspiel. Der Schluss der 5. Sinfonie ist von verstörender Wirkung. Harte, brutale Akkordschläge reißen jäh das große Klangschwelgen der sonst so freundlichen Fünften ab. Man hat die Frage gestellt, wie Sibelius während des Ersten Weltkriegs eines seiner feierlichsten und optimistischsten Werke schaffen konnte. Die Antwort ballt sich zu diesen explosiven Schlussakkorden.

Fr

15. Sep 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Thomas Adès , Jean Sibelius

zurück

AUS DEM NICHTS Expansiv wie das Universum entfalten sich die sieben Abschnitte von Thomas Adès’ Klavierkonzert, der biblischen Schöpfungsgeschichte folgend. Alles beginnt im Chaos; mit dem Auftritt…

weiterlesen

AUS DEM NICHTS

Expansiv wie das Universum entfalten sich die sieben Abschnitte von Thomas Adès’ Klavierkonzert, der biblischen Schöpfungsgeschichte folgend. Alles beginnt im Chaos; mit dem Auftritt des Pianisten wird das Licht von der Dunkelheit geschieden. Im zweiten Abschnitt – Adès spricht von Variationen – teilen sich die Wasser und ergießen sich in endlosen Skalen himmelwärts oder in die Tiefen des Meeres. Dem Land und der Vegetation ist der dritte, den Gestirnen der zentrale vierte Abschnitt gewidmet. Anschließend breiten sich Lebewesen zu Lande und zu Wasser mit den Stimmen einer Fuge aus. Den Schlüssel zum Verständnis des Zyklus birgt die Kontemplation an siebter und letzter Stelle: Erst hier erscheint der musikalische Grundgedanke in seiner reinsten Form. Bei der Uraufführung 2008 verbanden sich Adès’ mystische Klänge mit einer Video-Installation von Tal Roesner, der abstrakte, doch unmittelbar auf die Musik reagierende Bilder als visuelle »Stimme« hinzukomponierte.

AUS DEM EI

Jean Sibelius, erklärter Lieblingskomponist von Adès, greift in seiner Tondichtung Luonnotar 1913 die Schöpfungsgeschichte des finnischen Kalevala-Mythos auf. Eine Sopranstimme besingt die Entstehung des Universums aus einem Ei. Mystisches Beben erfüllt auch die ersten Takte seiner 5. Sinfonie. Die Pauke wirbelt im Untergrund. Darüber schallt erhaben der Ruf des Horns in die kosmische Weite. Die Musik wächst aus Naturphänomenen heraus. Zugleich beschwört Sibelius die große Tradition sinfonischer Anfänge und verweist auf einen weiteren wichtigen Weltenbeginn in Es-Dur: Wagners Rheingold-Vorspiel. Der Schluss der 5. Sinfonie ist von verstörender Wirkung. Harte, brutale Akkordschläge reißen jäh das große Klangschwelgen der sonst so freundlichen Fünften ab. Man hat die Frage gestellt, wie Sibelius während des Ersten Weltkriegs eines seiner feierlichsten und optimistischsten Werke schaffen konnte. Die Antwort ballt sich zu diesen explosiven Schlussakkorden.

Do

19. Okt 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Joseph Haydn , Aziza Sadikova , Anton Bruckner

zurück

NIE NULLNUMMERN Dieser Dirigent ist immer für Überraschungen gut. Omer Meir Wellbers Repertoire ist so breit wie ungewöhnlich, sein interpretatorischer Zugriff energiegeladen und unkonventionell. Was…

weiterlesen

NIE NULLNUMMERN

Dieser Dirigent ist immer für Überraschungen gut. Omer Meir Wellbers Repertoire ist so breit wie ungewöhnlich, sein interpretatorischer Zugriff energiegeladen und unkonventionell. Was sonst im Schatten steht, holt er ans Licht: Haydn, den andere für harmlos halten, Bruckners Nullte, die selbst in zyklischen Aufführungen übergangen wird, und das Akkordeon als Außenseiter im klassischen Konzertleben. Für Letzteres erging ein Kompositionsauftrag an die Wahlberlinerin Aziza Sadikova. Sie wurde in Taschkent in eine Musikerdynastie hineingeboren und absolvierte ihr Studium in ihrer Heimat Usbekistan und in England. Als diplomierte Konzertorganistin weiß sie, was sich der Schuke-Orgel und dem Akkordeon entlocken lässt, dessen klangerzeugende Zungen einer Registergruppe der Orgel verwandt sind.

NULLFIRLEFANZSTRATEGIE

Haydns d-Moll-Sinfonie trägt in der ältesten überlieferten Quelle den Titel »Passio et Lamentatio« und zitiert Musik traditioneller Passionsspiele. Unmittelbar nach der aufgewühlten Eröffnung meldet sich in Oboe und Violine ein Choral, der mit Worten des Evangelisten, Jesu und der Juden korrespondiert. Auch der zentrale, ausgedehnte Mittelsatz – eine orchestrale Choralbearbeitung – basiert auf einer liturgischen Melodie, die denselben Instrumenten anvertraut ist. Hier klingen die Lamentationes Jeremiae an. Das finale Menuett will weder zum Vorausgehenden passen, noch ziemt die beklemmende Stimmung, die zerklüftete Intervallik und Dynamik dem zierlichen Charakter des Tanzes.

DIE (DREIVIERTEL)STUNDE NULL

Im sinfonischen Zusammendenken geistlicher und weltlicher Dimensionen begegnen sich Haydn und der hauptamtliche Kirchenmusiker und Organist Anton Bruckner. Veranlassten missgünstige Äußerungen Bruckner dazu, seine entstehungschronologisch dritte Sinfonie aus dem Jahr der Übersiedelung nach Wien 1869 zur Nullten zu erklären? »Ungiltig«, »nur ein Versuch«, »ganz nichtig«, »annulirt« und eine durchgestrichene Null summieren sich auf der Partitur zum Bruckner’schen Aversionsakkord. Bis zum 100. Geburtstag des Schöpfers am 10. Oktober 1924 musste das Meisterstück auf seine Premiere warten. Die Leipziger Erstaufführung sollte 1933 Bruno Walter dirigieren. Zur Generalprobe musste er dem Druck der Nationalsozialisten weichen.

Fr

20. Okt 2023

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Joseph Haydn , Aziza Sadikova , Anton Bruckner

zurück

NIE NULLNUMMERN Dieser Dirigent ist immer für Überraschungen gut. Omer Meir Wellbers Repertoire ist so breit wie ungewöhnlich, sein interpretatorischer Zugriff energiegeladen und unkonventionell. Was…

weiterlesen

NIE NULLNUMMERN

Dieser Dirigent ist immer für Überraschungen gut. Omer Meir Wellbers Repertoire ist so breit wie ungewöhnlich, sein interpretatorischer Zugriff energiegeladen und unkonventionell. Was sonst im Schatten steht, holt er ans Licht: Haydn, den andere für harmlos halten, Bruckners Nullte, die selbst in zyklischen Aufführungen übergangen wird, und das Akkordeon als Außenseiter im klassischen Konzertleben. Für Letzteres erging ein Kompositionsauftrag an die Wahlberlinerin Aziza Sadikova. Sie wurde in Taschkent in eine Musikerdynastie hineingeboren und absolvierte ihr Studium in ihrer Heimat Usbekistan und in England. Als diplomierte Konzertorganistin weiß sie, was sich der Schuke-Orgel und dem Akkordeon entlocken lässt, dessen klangerzeugende Zungen einer Registergruppe der Orgel verwandt sind.

NULLFIRLEFANZSTRATEGIE

Haydns d-Moll-Sinfonie trägt in der ältesten überlieferten Quelle den Titel »Passio et Lamentatio« und zitiert Musik traditioneller Passionsspiele. Unmittelbar nach der aufgewühlten Eröffnung meldet sich in Oboe und Violine ein Choral, der mit Worten des Evangelisten, Jesu und der Juden korrespondiert. Auch der zentrale, ausgedehnte Mittelsatz – eine orchestrale Choralbearbeitung – basiert auf einer liturgischen Melodie, die denselben Instrumenten anvertraut ist. Hier klingen die Lamentationes Jeremiae an. Das finale Menuett will weder zum Vorausgehenden passen, noch ziemt die beklemmende Stimmung, die zerklüftete Intervallik und Dynamik dem zierlichen Charakter des Tanzes.

DIE (DREIVIERTEL)STUNDE NULL

Im sinfonischen Zusammendenken geistlicher und weltlicher Dimensionen begegnen sich Haydn und der hauptamtliche Kirchenmusiker und Organist Anton Bruckner. Veranlassten missgünstige Äußerungen Bruckner dazu, seine entstehungschronologisch dritte Sinfonie aus dem Jahr der Übersiedelung nach Wien 1869 zur Nullten zu erklären? »Ungiltig«, »nur ein Versuch«, »ganz nichtig«, »annulirt« und eine durchgestrichene Null summieren sich auf der Partitur zum Bruckner’schen Aversionsakkord. Bis zum 100. Geburtstag des Schöpfers am 10. Oktober 1924 musste das Meisterstück auf seine Premiere warten. Die Leipziger Erstaufführung sollte 1933 Bruno Walter dirigieren. Zur Generalprobe musste er dem Druck der Nationalsozialisten weichen.

Do

11. Jan 2024

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Lera Auerbach , Dmitri Schostakowitsch

zurück

IM NACHHALL DES GRAUENS... Mitten in der dunklen Jahreszeit, im eisigen Januar steht alljährlich ein Tag im Zeichen des HolocaustGedenkens. Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Alan Gilbert Dirigent

GewandhausChor, Kristina Reiko Cooper Violoncello, Johanna Ihrig Sopran, Nora Steuerwald Alt, Falk Hoffmann Tenor, Steven Klose Bass, Eliana Pliskin Jacobs Sprecherin, Sasha Lurje Sprecherin, Daniel Kahn Sprecher, Karsten Troyke Sprecher

Werke von Lera Auerbach , Dmitri Schostakowitsch

Der MDR-Rundfunk wird die Großen Concerte am 11. und 14. Januar 2024 aufzeichnen. Die Sendung erfolgt zeitversetzt am 26. Januar 2024 ab 20.05 Uhr auf MDR Klassik und MDR Kultur.

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie II

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

IM NACHHALL DES GRAUENS...

Mitten in der dunklen Jahreszeit, im eisigen Januar steht alljährlich ein Tag im Zeichen des HolocaustGedenkens. Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau erinnert nicht nur an Abgründe unvorstellbarer Verbrechen, sondern auch an die Überwindung des Grauens und an Hoffnungszeichen mutiger Mitmenschlichkeit. Der japanische Konsul Chiune Sugihara rettete in Litauen zur Zeit des 2. Weltkrieges 6.000 Juden das Leben. Er stellte den Fliehenden eigeninitiativ Visa aus, die ihnen nach geltendem Recht nicht zugestanden hätten. Zu den mittlerweile gut 40.000 Nachfahren dieser Holocaust-Überlebenden zählen die Schwiegereltern der Cellistin Kristina Reiko Cooper. Die gebürtige Japanerin initiierte gemeinsam mit der ebenfalls in den USA lebenden russisch-österreichischen Komponistin, Pianistin und Autorin Lera Auerbach ein internationales Kunstprojekt zu Ehren Sugiharas. Mit Unterstützung des Holocaust-Zentrums Yad Vashem in Jerusalem entstand das große chorsinfonische Werk mit solistischem Violoncello, das Sugihara gewidmet ist.

...TÖNE DER HOFFNUNG HÖREN

Kaum war Stalin gestorben, meldete sich Schostakowitsch 1953 mit einer neuen Sinfonie, der Zehnten. Nach acht Jahren brach er sein sinfonisches Schweigen. Die Erwartungen waren hoch – doch damit hatte keiner gerechnet. Schostakowitschs aufgewühlte, erschütternde Musik löste heftigste Reaktionen aus. Drei Tage lang wurde im Komponistenverband über die 10. Sinfonie debattiert. Das Publikum hatte sein Urteil längst gefällt. Es hörte aus der Sinfonie die eigenen Emotionen, die eigene Stimme sprechen und bejubelte das Werk euphorisch. Der Zuspruch, den die Sinfonie im Ausland fand, stärkte die Position des Komponisten. Schostakowitsch gab nur unverbindlich Auskunft: Die Sinfonie sei allen gewidmet, die den Frieden liebten. Die Töne bergen noch mehr Botschaften. Das brutale, jäh abreißende Scherzo identifizierte man als Stalin-Portrait. Auch Künstlerkollegen, die dem Regime zum Opfer gefallen waren, und Personen aus Schostakowitschs Umfeld sind der Partitur eingeschrieben. Vor allem jedoch, immer wieder und mit unerbittlichem Nachdruck: Dmitri Schostakowitschs Initialen D-es-c-h – Klangsignum eines ungeheuer starken »Ich«.

Fr

12. Jan 2024

20 Uhr
Großer Saal

Tickets kaufen

Sind Sie Besitzer einer
Gewandhausorchester Card?

Werke von Ludwig van Beethoven , Dmitri Schostakowitsch

zurück

KRISENTAGE Die Weltgeschichte tobte laut im Jahr 1812. Alle – auch der emsige Zeitungleser Ludwig van Beethoven – verfolgten gebannt Napoleons Russlandfeldzug. Musikhistorisch war es ein stilles Jahr…

weiterlesen

Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Alan Gilbert Dirigent

Werke von Ludwig van Beethoven , Dmitri Schostakowitsch

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Serie II

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

KRISENTAGE

Die Weltgeschichte tobte laut im Jahr 1812. Alle – auch der emsige Zeitungleser Ludwig van Beethoven – verfolgten gebannt Napoleons Russlandfeldzug. Musikhistorisch war es ein stilles Jahr ohne epochemachende Ereignisse. Zu schwer lasteten die Folgen der Kriegsjahre auf den Künsten und ihren Förderern. Geistliche und weltliche Würdenträger ächzten unter Wirtschafts- und Finanzkrisen und rangen mit politischen und gesellschaftlichen Neuordnungen. Auch die Tonkünstler hielten den Atem an. Von Beethoven, inmitten seiner produktivsten Jahre, war kaum etwas zu hören. Sein existenzsicherndes Adelsnetzwerk wurde brüchig, hinzu kamen private Sorgen. Nur zwei seiner Werke gelangten zum Druck – bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Es könnte seyn, kündigte Beethoven dem Verleger im September 1812 vorsichtig an, daß ich leipzig besuche, doch bitte ich sie sich darüber ganz tacet zu verhalten. Dann hätte Beethoven gewiss brandneue Sinfonien im Gepäck gehabt und Leipzig wäre womöglich zum Uraufführungsort der im Oktober vollendeten Achten geworden. Doch es blieb – wie so oft bei Beethovens Reiseplänen – bei der Absicht. Kriegswirren und das schwindende Gehör ließen ihn zurückschrecken.

UNSERER TAGE

Schostakowitsch zog radikal Konsequenz aus dem Wandel der Sinfonik, den Beethoven vollzog. Dessen Sinfonien wenden sich an die große Öffentlichkeit, ja die ganze Menschheit – gipfelnd im Seid umschlungen, Millionen! der Neunten. Die Bedeutungsdimensionen weiten sich ins Weltanschauliche und Politische. In der Auslegung von Sinfonik als humanistischer Kunst sei Schostakowitsch der Beethoven unserer Tage und seine 7. Sinfonie die Eroica unserer Tage, sagte man – seiner Tage. Beethovens Humor blitzt in Schostakowitschs Groteske auf, und in Schostakowitschs Ringen mit dem Realismus wirkt Beethovens Idealismus fort. Bei Beethoven haben wir alles, sprach Schostakowitsch 1969, Klassik und Romantik und 20. Jahrhundert. Er komponierte stets unter den Augen einer Beethoven-Büste, die auf dem Regal seines Arbeitszimmers stand: Beethoven ist mein strengster Richter. Von dort droben sandte Beethoven manchen musikalischen Gedanken herab, der in Schostakowitschs Sinfonien, Quartette und Konzerte einfloss.