Großes Concert der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses e. V.
Franz Schubert — 1. Sinfonie D-Dur D 82
Franz Schubert — Rondo A-Dur D 438
Pause
Franz Berwald — Sinfonie g-Moll ("Sérieuse")
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Price: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flex Price: 80/61/50/37/24/7 EUR
Donnerstag Ermäßigung für Berechtigte
Subscriptions: Serie II
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
IN GEGENBEWEGUNG
Sie haben den Vornamen Franz gemein und sind im Abstand von wenigen Monaten geboren – dennoch konnten Leben und Schaffen von Schubert und Berwald unterschiedlicher kaum sein. Der Ehrendirigent des Gewandhausorchesters Herbert Blomstedt widmet den ungleichen Zeitgenossen einen Zyklus: Berwald war der geborene Symphoniker, der gleichwohl erst Mitte 40 seine vier Sinfonien komponierte, Schubert dagegen ein Meister der kleinen intimen Formen, der sich schrittweise aber zielbewusst zum großen Symphoniker entwickelte. Als 16-Jähriger legte Schubert die unbegreiflich versierte D-Dur-Sinfonie vor, die der Konviktsabsolvent möglicherweise mit dem Schulorchester auffuhren konnte, und ließ in rasanter Geschwindigkeit fünf weitere folgen. Dann befielen Schubert Zweifel, mehrere Versuche blieben unvollendet, darunter das berühmte Fragment in h-Moll. Schließlich entstand mit der Großen C-Dur-Sinfonie ein vollkommen neuartiges Werk. Als es durch Mendelssohn zur Uraufführung kam und Berwald wenig später seine Gattungsbeiträge komponierte, lebte Schubert längst nicht mehr.
FAMILIENANGELEGENHEITEN
Mendelssohn, der Berwald in Berlin kennenlernte, konnte dessen Musik nichts abgewinnen. Die 1. Sinfonie, die den Beinamen ≫Serieuse≪ trägt, blieb die einzige, die zu Berwalds Lebzeiten aufgeführt wurde – und das ohne Erfolg. Die wacklige Premiere leitete in Stockholm 1843 ein Cousin der weitverzweigten Musikerfamilie, deren Verästelungen bis nach Leipzig reichen: Ein Nachfahre des Komponisten, der Geiger Hans Bärwald, spielte im Gewandhausorchester, als Blomstedt sein Amt als Gewandhauskapellmeister antrat.
HINAUSPOSAUNT
Berwalds Musik ist stets für Überraschungen gut und beschert ungeheuerliche Gänsehaut-Stellen. So geradlinig wie Kollegen, die ihre Moll-Sinfonien mit strahlendem Dur-Finale krönen, geht es bei Berwald nicht, dessen Leben ebenfalls in abenteuerlichen Schlangenlinien verlief – neben der Gründung eines orthopädischen Instituts und der Leitung einer Glashütte suchte er musikalisch sein Glück in Berlin, Wien, Paris und immer wieder in seiner Heimat Schweden, doch erst kurz vor seinem Tod mit Erfolg. Auch die Moll-Sinfonie wird ihr Dur-Ziel erst in allerletzter Sekunde erreichen. Ein theatralisches Machtwort der Posaune – molto serioso – in den Schlussakkord hinein verwandelt ihn spektakulär von Moll nach Dur. Es lohnt sich, das Warten auf G-Dur.