Sofia Gubaidulina — Märchenpoem
Felix Mendelssohn Bartholdy — Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 MWV O 14
Pause
Jean Sibelius — 1. Sinfonie e-Moll op. 39
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Price: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flex Price: 80/61/50/37/24/7 EUR
Donnerstag Ermäßigung für Berechtigte
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
KREIDEZEIT
Sofia Gubaidulinas Märchenpoem entstand vor 50 Jahren für eine Rundfunksendung über das tschechische Märchen ≫Die kleine Kreide≪. Anfang der 1970er-Jahre hielt sich die Komponistin mit Musik für Filme und Hörspiele über Wasser. Die Werke, die ihr eigentlich am Herzen lagen, wurden kaum gespielt. Vielleicht fand sie sich damals im Märchen um die Kreide wieder, die davon träumt, prächtige Schlosser zu malen, doch an trivialen Aufgaben wie dem täglichen Tafelanschrieb für Schulkinder unaufhaltsam schrumpft. Sofia Gubaidulina ließ sich von der Diskrepanz großer Visionen und beschränkter Möglichkeiten nie entmutigen. In jeder Kreide und jedem Bleistift kann die Weltformel oder das größte Kunstwerk aller Zeiten stecken. Ihr Märchenpoem verzaubert Konzertsäle weltweit mit magischen Orchesterfarben, betörenden Linien einzelner Instrumente, unwirklichen Trillern, schwebenden Klängen des Vibraphons und geheimnisvoll raunendem Pianissimo.
GOLDENE ÄRA
Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert entstand für seinen lebenslangen Freund Ferdinand David. Der Geiger stand ihm in Leipzig als Konzertmeister des Gewandhausorchesters und Konservatoriumsdozent zur Seite. Lang schon hatte sich David ein Konzert von Mendelssohn gewünscht, doch ausgerechnet dieses Freundschaftswerk floss dem notorisch überbeschaftigten Gewandhauskapellmeister nur zäh aus der Feder. Schließlich erschien Mendelssohn nicht einmal zur Leipziger Premiere, die David am 13. Marz 1845 unter Niels Wilhelm Gades Dirigat bestritt. Das Gewandhauspublikum war begeistert. Es hat außerordentlich gefallen, einstimmig wird es für eins der schönsten Stücke in diesem Genre erklärt, berichtete David dem abwesenden Urheber.
TAFELSILBER
Dass auch Tschaikowskis Sinfonien zum Gewandhausorchester- Tafelsilber zahlen, ist Kapellmeister Arthur Nikisch zu verdanken. Er leitete die Erstaufführung der Sechsten im Gewandhaus 1895. Die Sinfonie kommt aus dem Nichts und verschwindet im Nichts. Als Mittelsätze präsentiert sie einen Walzer, der kein Walzer ist (Nikisch: ein Lächeln in Tränen) und ein Scherzo, das kein Scherzo ist, sondern in einen rauschhaften Triumphmarsch mündet. Und das langsame Finale mit dem unheimlichen Fagott-Abstieg, dem schaudererregenden Tamtam-Schlag, dem weihevollen Abschied der Posaunen und dem stillen Ausklang wird nur zum Schlusssatz, weil darauf nichts mehr folgen kann. Wenige Tage nachdem er die Uraufführung der 6. Sinfonie geleitet hatte, starb der Komponist.