Julia Adolphe — Neues Werk für Orchester
Maurice Ravel — Konzert für Klavier und Orchester D-Dur ("Klavierkonzert für die linke Hand")
Pause
Ferruccio Busoni — Romanza e Scherzoso f-moll op. 54 K 290
Jean Sibelius — 6. Sinfonie d-Moll op. 104
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 04.15 Uhr - Schumann-Eck
Price: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flex Price: 80/61/50/37/24/7 EUR
Donnerstag Ermäßigung für Berechtigte
Subscriptions: Serie III, Horizont 21 - Musik des 20. & 21. Jahrhunderts, VARIO, VIS-A-VIS
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
DIE WEGE KREUZEN SICH ODER: WO DIE FREUNDSCHAFT ANFÄNGT
Ferruccio Busonis Karriere begann in Leipzig: Die Begegnungen mit Geschichte und Gegenwart der Musikstadt – namentlich Johann Sebastian Bach und Gustav Mahler – wurden folgenreich für seine Komponisten- und Pianistenlaufbahn. Sein Leipziger Kollege Hugo Riemann vermittelte Busoni eine Dozentur in Helsinki. Dort schloss er Freundschaft mit Jean Sibelius und setzte sich an seinen Wirkungsstätten weltweit für dessen Musik ein. Ein Jahrzehnt später traf Mahler anlässlich eines erfolgreichen Gastdirigats in Helsinki mit Sibelius zusammen. Man war sich sympathisch, doch die Geschmäcker lagen musikalisch (und kulinarisch, wie ein Abendessen stimmungsabkühlend offenbarte) weit auseinander. Die Wege von Mahler und Busoni kreuzten sich dieweil auch in Hamburg, Wien und Straßburg bei gemeinsamen Konzerten. Zuletzt konzertierte Busoni 1910 in New York unter Mahlers Stabführung, wo der todkranke Dirigent wenig später im letzten Konzert seines Lebens die Berceuse élégiaque des Freundes aus der Taufe hob. Dasselbe Orchester brachte 2016 Julia Adolphes Bratschenkonzert zur Uraufführung und machte die 28-jährige Doktorandin über Nacht weltberühmt.
DIE EREIGNISSE ÜBERSCHLAGEN SICH ODER: WO DIE FREUNDSCHAFT AUFHÖRT
Vor 100 Jahren kam Busonis Romanza e Scherzoso zur Uraufführung, zwei Jahre später die 6. Sinfonie von Sibelius. Das dorisch gefärbte Werk erinnere ihn an den Duft des ersten Schnees, bekannte Sibelius und verriet rückblickend: Wut und Leidenschaft walten darin, aber ich habe sie sorgsam verborgen unter der Oberfläche der Musik. Weitere zwei Jahre später trat ein außergewöhnlicher Pianist im Gewandhaus auf: Paul Wittgenstein spielte 1925 unter Furtwängler ein Werk, das Richard Strauss für ihn geschrieben hatte. Schon als Kind hatte Wittgenstein mit Clara Schumann, Brahms, Schonberg, Bruno Walter und Mahler musiziert. Dem Verlust seines rechten Armes im 1. Weltkrieg zum Trotz setzte der Pianist seine Karriere fort und nutzte seine Kontakte (und sein Vermögen) zum Aufbau eines neuen Repertoires. Neben Britten, Hindemith, Prokofjew und Korngold erfüllte auch Maurice Ravel einen Kompositionsauftrag Wittgensteins. Nun kamen ≫Wut und Leidenschaft≪ offen zum Ausbruch. Ravel wehrte sich vehement gegen Wittgensteins eigenmächtige Eingriffe, der Pianist blieb stur: Interpreten sind doch keine Sklaven! Ravel beendete die Debatte mit einem ungewohnt dissonanten Schlussakkord: Interpreten sind Sklaven. Punkt.