Bereits damals stand fest, dass die wohl größte lebende Komponistin in der neuen Saison den Titel »Gewandhauskomponistin« tragen würde – als erste Frau in dieser Position, nach Jörg Widmann und HK Gruber. Für sie schließt sich damit ein Kreis: Bach und Beethoven – das ist mein Anfang und mein Ende, bekannte sie in einem persönlichen Gespräch. Ein anderer wichtiger Einfluss für die 1931 im tatarischen Tschistopol Geborene war Dmitri Schostakowitsch, der sie in der schwierigen Anfangszeit, als ihre Werke in der Sowjetunion auf offizielle Ablehnung stießen, ermutigte, ihren Weg unbeirrt weiterzugehen, ganz ich selbst zu sein.
Für das Gewandhausorchester und Andris Nelsons schreibt Sofia Gubaidulina ein neues Orchesterwerk, das »dem großen Beethoven« gewidmet ist. Mit freudiger Erwartung sehen wir diesem Prolog für Orchester entgegen, der als Vorspiel auf ihr anderes großes Orchesterwerk der letzten Zeit, Der Zorn Gottes, Bezug nimmt, mit dem wiederum ihre erste Saison als Gewandhauskomponistin endet. Dazwischen erklingen in verschiedensten Konzertformaten nicht weniger als neun weitere ihrer Werke.
Wir freuen uns auf die Begegnungen mit dieser Ausnahmekünstlerin, die seit 1992 in der Nähe von Hamburg lebt – und für die wir den Titel auf zwei Spielzeiten verlängert haben: Auch 2021/2022 wird uns Sofia Gubaidulina als Gewandhauskomponistin begleiten und im Herbst 2021 mit uns ihren 90. Geburtstag feiern.