Editorial
Für einen Geldgeber hat unser Sprachschatz ein paar wohlklingende, mit freundlichen Assoziationen verbundene Wörter parat: Spender, Stifter, Gönner, gar Mäzen. Gemein ist den so bezeichneten Leuten, dass sie ihr Geld vermeintlich uneigennützig für bestimmte Zwecke geben. Genau hier aber liegt der Schwachpunkt: Wie uneigennützig ist der Spender, der sich im angenehmen Gefühl sonnt, etwas Gutes getan zu haben (was er noch dazu steuerlich geltend machen kann); wie uneigennützig der Stifter, der seinen Namen und Willen einer Sache auf lange Zeit aufdrückt; wie uneigennützig der Gönner oder Mäzen, der sich in dem von ihm geförderten Künstler oder Sportler ein Stück selbst verwirklicht, ein Stück des eigenen Lebenstraums erfüllt?
Für einen Unternehmer, der sich einen bestimmten Eigennutz von seiner Geldgabe erhofft, bietet unser Sprachschatz scheinbar nur ein Wort: Sponsor. Das kommt wie etwa das Wort Spender aus dem Lateinischen, hat heute anders als dieses jedoch keinen so guten Klang. Woran liegt das? Am Ansehensverlust der Wirtschaft generell? Am Eindruck, hier gehe nicht alles korrekt zu? Die Unternehmer wissen um diese Fragen. Deswegen bezeichnen sich manche lieber als Förderer. Das klingt besser. Nur trifft es die Sache nicht. Andere reden von Partnerschaft. Und das finden wir gut: Partner können sich auf Augenhöhe begegnen; Partner müssen ihre eigenen Ziele nicht verheimlichen; Partner können beiderseitig Nutzen aus ihrem Zusammenschluss ziehen.
Für dieses Heft können wir in solchem Sinne sagen: Wir haben einmal die Partner des Gewandhauses in den Mittelpunkt gestellt und zugleich die Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur unter verschiedenen Aspekten befragt, teils sogar sehr kritisch. Entsprechend gelassen können wir dem Vorwurf, unser Heft sei voll von Schleichwerbung, entgegensehen. Noch dazu, weil kein einziger Sponsorencent in diese Ausgabe geflossen ist. Einzig zwei der »Merchandising«-Artikel, die wir für unser Titelfoto-»Shooting« brauchten, sind uns kostenfrei zur Verfügung gestellt worden: das Sparschwein von der Sparkasse Leipzig, das Panamera-GTS-Modell vom Porsche-Werk Leipzig. Das Modell einer DHL-Boeing 757 und das Pianospielzeugset dagegen haben wir gekauft. Der Flügel kann übrigens blechern zwei Stücke spielen: Das eine ist der Beginn von Mendelssohns »Hochzeitsmarsch«. Heiraten müssen Kultur und Wirtschaft aber nicht gleich.
Claudius Böhm