Gewandhausorchester, Omer Meir Wellber
Gewandhausorchester, Omer Meir Wellber Dirigent, Patricia Klages, Tom Bergmann, Nicola Miritello Tänzer des Balletts der Musikalischen Komödie Leipzig, Mirko Mahr Choreograf, Besetzung Prokofjew:, Andreas Lehnert Klarinette, Andreas Buschatz Violine, David Wedel Violine, Joel Hunter Viola (a. G.), Christian Giger Violoncello, Omer Meir Wellber Klavier
Joseph Haydn — Sinfonie G-Dur Hob. I:88
Leonard Bernstein — Facsimile – Choreographic Essay for Orchestra
Pause
Sergej Prokofjew — Ouvertüre über hebräische Themen op. 34
Dmitri Schostakowitsch — 1. Sinfonie f-Moll op. 10
Konzerteinführung um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Preise: 69/53/42/32/21/5 EUR
Donnerstag Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Grosses Concert III, Vario 4, 6, 8, Vis-a-Vis
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Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
WUNDERSAME S INFONIENVERMEHRUNG
Die Umstände der Entstehung lassen schmunzeln: Um das Interesse der Pariser an seinen Kompositionen warm zu halten, gab Joseph Haydn seine 1787 komponierte G-Dur-Sinfonie zusammen mit einer zweiten dem Esterházy’schen Geiger Johann Tost auf eine Reise nach Paris mit. Tost verkaufte dem Pariser Verleger freilich gleich vier Sinfonien von Haydn – so behauptet jedenfalls der Komponist. Damit nicht genug: Die beiden echten Haydn- Sinfonien verscherbelte der geschäftstüchtige Geiger »exklusiv« gleich noch ein zweites Mal.
ENTWAFFNENDER HUMOR
Schmunzeln darf man auch über die Finten der Musik: Das verschmitzt-banale Kopfsatzthema dieser G-Dur-Sinfonie relativiert augenzwinkernd den Ernst der gewichtigen Gattung. Haydn lässt Trompeten und Pauken im 1. Satz pausieren, um sie für einen markerschütternden Überraschungseffekt im 2. Satz aufzusparen, wo sie normalerweise nichts verloren haben. Das ergreifend von Oboe und Solocello präsentierte Thema dieses 2. Satzes wurde in England zur kirchlichen Hymne heiliggesprochen. Absurde Kreiselfiguren im kuriosen Bordun-Trio, das der Sinfonie den Beinamen »mit dem Dudelsack« eintrug, machen hernach ganz schwindlig, bis sich alle Turbulenzen im munteren Ohrwurm-Finale in Wohlgefallen auflösen. Solch Haydn’scher Schalk steckt auch in Prokofjews launiger Ouvertüre, die er binnen eines Tages für sich und einige Kommilitonen aufs Papier warf. Dazu passt die Studienabschlussarbeit des 19-jährigen Dmitri Schostakowitsch: Während er später oft das scharfschneidige Schwert des Sarkasmus’ zückt, garniert er seine 1. Sinfonie mit frechem Witz, feiner Ironie und wohlplatzierten Pointen.
HUMOR ALS WAFFE
Beißend ist der Humor im zweiten Ballett »Facsimile « des Jubilars Leonard Bernstein. Gerade einmal drei Wochen – die freie Zeit zwischen dem Ende der Tanglewood-Saison und dem Spielzeitbeginn in New York 1946 – benötigte er für die Komposition. Die Protagonisten geraten in eine verworrene Dreiecksbeziehung, die so überspitzt gezeichnet ist, dass eine entschärfte, revidierte Version des unromantischen Hin- und Herschubsens einer Frau zwischen zwei Männern herausgebracht werden musste. Tänzer des hervorragenden Ballettensembles auf der anderen Seite des Augustusplatzes machen den Wirbel der suggestiven Musik auf dem Podium sichtbar.