Fokus: Igor Strawinsky zum 50. Todestag
Igor Strawinsky — Pulcinella – Ballett in einem Akt mit drei Solostimmen
Pause
Peter Tschaikowski — 1. Sinfonie g-Moll op. 13 ("Winterträume")
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 10.15 Uhr - Schumann-Eck
Preise: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flexpreise: 80/61/50/37/24/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
TÖNE(N) AUS DER EWIGKEIT
Eigentlich muss man ihn kennen, denn Miloslav Kabelač, 1908 in Prag geboren, gilt neben Bohuslav Martinů als bedeutendster tschechischer Komponist des 20. Jahrhunderts. Eigentlich. Doch seine Musik – darunter acht faszinierende Sinfonien – erhält bis heute, ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, selten die Chance, ihre gewaltige Wirkung zu entfalten. Weder dem Nationalsozialismus noch späteren Regimen beugte sich der Künstler, sondern hielt seiner jüdischen Frau und seinen ästhetischen Maximen die Treue. Dafür musste er immer wieder auf Ämter, Aufführungsgelegenheiten und Anerkennung verzichten. Einen Fürsprecher fand Kabelač in dem Dirigenten Karel Ančerl, der drei seiner Sinfonien sowie das Mysterium der Zeit (1957) aus der Taufe hob und im Westen bekannt machte. In dunkle Orchesterfarben gekleidet, vom Pochen der Pauke getragen, bewegt sich die Musik aus der Nacht der Ewigkeit kommend in überwältigender Intensivierung auf uns zu, erfüllt unsere Gegenwart und mündet zurück ins Dunkel der Zeitlosigkeit. Überwölbt vom Spannungsbogen des Werdens und Vergehens, des Wachsens und Entschwindens, der allmählichen Entwicklungen und jähen Ereignisse bringt Kabelač einen Ausschnitt dieser Ewigkeit zum Klingen.
BEKENNTNIS EINES UNGLÄUBIGEN
Von tief verwurzelter Heimatliebe zeugt das Schaffen seines Landsmanns Leoš Janaček. In Brunn, wo er als Sohn eines Kantors und Chorknabe mit der Kirchenmusiktradition seiner Heimat vertraut geworden war und eine Orgelschule gegründet hatte, erlebte die Glagolitische Messe 1927 ihre Uraufführung. In dem Werk aus Janačeks letzten Lebensjahren steckt mehr Bekenntnis zur Heimat als zur Kirche. Der fanatische Patriot legte dem oratorischen Werk altslawische anstelle der lateinischen Messtexte zugrunde, schuf einen orchestralen Rahmen und räumte der Orgel ein großes Solo ein. Eigenwilligkeit war Janačeks ästhetische Maxime für seine Messe ohne die Düsterkeit mittelalterlicher Klosterzellen, ohne ausgefahrene Imitationsgleise, ohne Beethoven’sches Pathos, ohne Haydns spielerisches Wesen. Als ein Rezensent die Messe als Werk eines ≫gläubigen Greises≪ bezeichnete, reagierte der 72-jahrige Komponist verärgert: Erstens bin ich kein Greis, und gläubig erst recht nicht!