Alban Berg — Konzert für Violine und Orchester ("Dem Andenken eines Engels")
Pause
Richard Wagner — Vorspiel zum 3. Akt und Karfreitagszauber aus der Oper "Parsifal"
Richard Strauss — Tod und Verklärung – Tondichtung für großes Orchester op. 24
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Preise: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flexpreise: 80/61/50/37/24/7 EUR
Donnerstag Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Serie I, VARIO, VIS-A-VIS
Präsentiert von TMGS
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
AN DER GRENZE
Kann Musik die Grenze zum Tod passieren? Gar Tote zum Leben erwecken? Der uralte Orpheus-Mythos suggeriert es. Vielleicht hilft Musik auch ≫nur≪ Lebenden beim Umgang mit dem Tod – allein darin liegt ein unermesslicher Wert. Alban Berg hatte sein Violinkonzert bereits in groben Zügen umrissen, als ihn die Nachricht vom Tod der 18 Jahre jungen, bildhübschen, an Kinderlähmung leidenden Manon Gropius, Tochter von Alma Mahler-Werfel und Walter Gropius, ereilte. Die Töne verschmolzen mit dem bestürzenden Ereignis – wie die Zwölftonreihe mit dem Sterbechoral ≫Es ist genug!≪ aus Johann Sebastian Bachs Kantate O Ewigkeit, du Donnerwort! BWV 60. Für seine Freunde verband sich die ergreifende Musik auch mit dem frühen Tod des Komponisten. Alban Berg lebte nicht mehr, als sein letztes vollendetes Werk mit dem Auftraggeber Louis Krasner an der Violine erstmals erklang – am Karfreitag des Jahres 1936.
ES GIBT EIN LEBEN NACH DEM SCHLUSSSTRICH
An einem Karfreitag, so fabulierte Wagner gegenüber König Ludwig II. von Bayern, habe er den kompletten Parsifal, die Krönung seines Schaffens, kraft wundersamer Eingebung empfangen. Und der ≫Charfreitags Zauber≪ wird für den Helden des Bühnenweihfestspiels zum Schlüsselerlebnis. Im dunklen November, der Zeit des Totengedenkens, vollendete Richard Strauss 1889 seine Tondichtung Tod und Verklärung über die letzten Stunden eines Menschen, der nach den höchsten Zielen gestrebt hatte, also wohl eines Künstlers. Unter Schmerzen gedenkt der Sterbende seiner Kindheit und Jugend, seiner Taten und Leidenschaften. Schließlich erscheint ihm die Leuchte seines Lebenspfades, die Idee, das Ideal, das er zu verwirklichen, künstlerisch darzustellen versucht hat, das er aber nicht vollenden konnte, weil es von einem Menschen nicht zu vollenden war. Auf dieses hymnische Thema des ≫Ideals≪ kam Strauss zeitlebens zurück. Es überstrahlt in der Tondichtung alle Leiden, ja selbst den Tod. Kann Musik vielleicht doch die Grenzen des Daseins überschreiten?