Anton Webern — Passacaglia op. 1
Paul Hindemith — Orchestersuite "Nobilissima Visione"
Pause
Johannes Brahms — 4. Sinfonie e-Moll op. 98
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 10.15 Uhr - Schumann-Eck
Preise: 73/55/45/34/22/6 EUR
Flexpreise: 80/61/50/37/24/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Sonntags-Anrecht II, VARIO, VIS-A-VIS
Präsentiert von Porsche
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
MANCHES ÄNDERT SICH NIE. . .
...zum Beispiel der Bass in einer Passacaglia. Ist die Tonfolge einmal gesetzt – meist präsentieren die Komponisten sie zunächst separat – bleibt sie durchgehend präsent und wird ein ums andere Mal wiederholt. Langweilig wird das keinesfalls, denn alle anderen Bestandteile des Satzes ändern sich fortwährend. Die Strenge des Modells eröffnet grenzenlose Freiheit. In kaum einer Kompositionsweise sind die beiden ästhetischen Maximen von Einheit und Vielfalt so sinnfällig miteinander verwoben.
IMMER DASSELBE, IMMER NEU
Initiiert vom Tänzer und Choreografen Leonide Massine und inspiriert von Giottos San-Francesco- Fresken in der Bardi-Kapelle der Kirche Santa Croce in Florenz, schuf Hindemith die Musik zur symbolistischen, mit allegorischen Figuren angereicherten Tanzlegende auf den heiligen Franz von Assisi. Fünf Stücke der im Februar 1938 vollendeten Ballettmusik Nobilissima Visione stellte er noch im selben Jahr zur Orchestersuite zusammen. Am Ende steht – nach Einleitung und Rondo, Marsch und Pastorale – eine farbenreich instrumentierte Passacaglia.
ABSCHLUSSARBEITEN, DIE KREISE ZIEHEN
Brahms verfiel dem Reiz der alten Technik in der Beschäftigung mit Johann Sebastian Bach. Den Bass seines letzten Sinfoniesatzes fand Brahms im Schlusschor ≫Meine Tage in den Leiden/endet Gott dennoch zu Freuden≪ der Kantate Nach Dir Herr verlanget mich BWV 150. Die subtil erweiterte Tonfolge prangt als höchste Stimme über dem kompakten Bläsersatz der Anfangstakte. Bei der fünften Wiederholung ist Bachs Bass dort angekommen, wo er hingehört: in der tiefsten Stimme des Satzes. Ein ums andere Mal schließt sich der Kreis der Ostinato-Tonfolge – tönendes Sinnbild der Unendlichkeit – und zuletzt der ≫Zyklus≪ der vier Sinfonien von Johannes Brahms. Wo Brahms endet, fängt Anton Webern an: Er stellt eine von Brahms inspirierte Passacaglia als op. 1 an den Beginn seiner nur 31 offiziell gezählten Werke – und an den Abschluss seines Studiums. Die Konsequenzen des Modells – etwa in der Reihentechnik der Schönberg-Schule – zeichnen sich bereits ab. Die Faszination der Passacaglia wirkt bis heute ungebrochen fort. Manches ändert sich nie...