Fri

26. Jan 2024

20.00
Großer Saal

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Musical works of Antonín Dvořák , Gustav Mahler , Johannes Brahms

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TONTAUBE Als Johannes Brahms am 3. April 1897 in Wien starb, reihte sich Antonín Dvořák in den endlos langen Trauerzug. Kurz zuvor hatte er seinen Förderer noch einmal besucht und die Waldtaube auf…

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TONTAUBE

Als Johannes Brahms am 3. April 1897 in Wien starb, reihte sich Antonín Dvořák in den endlos langen Trauerzug. Kurz zuvor hatte er seinen Förderer noch einmal besucht und die Waldtaube auf eine Ballade des tschechischen Dichters Karel Jaromír Erben vollendet. Die Tondichtung beginnt ihrerseits mit einem Trauermarsch. Eine junge Witwe folgt dem Sarg ihres Mannes, den sie vergiftet hat. Unter vitalen, böhmisch-volkstümlich inspirierten Klängen heiratet die Mörderin im
Mittelteil einen harfenbetörten Liebhaber. Das Gurren der Waldtaube treibt sie schließlich von Gewissensbissen zernagt in den Freitod. Einsam beklagt die Solovioline das tragische Geschehen.


WANDTEUFEL

Als Johannes Brahms am 3. April 1897 starb, verhandelte Gustav Mahler – noch Generalmusikdirektor in Brahms’ Geburtsstadt Hamburg – gerade in Wien mit der Hofoper. Zum 1. Mai trat er das Kapellmeisteramt an, zwei Jahre danach leitete er die Wiener Erstaufführung von Dvořáks Waldtaube. Weitere zwei Jahre später vertonte der glückliche Vater fünf Kindertotenlieder von Friedrich Rückert. Mahlers Frau Alma war bestürzt: Ich kann es nicht verstehen, dass man den Tod von Kindern besingen kann, wenn man sie eine halbe Stunde vorher, heiter und gesund, geherzt und geküsst hat. Ich habe damals sofort gesagt: »Um Gottes willen, Du malst den Teufel an die Wand!« Im Sommer 1907 wurde der Komponist der Kindertotenlieder von der Realität eingeholt. Mahlers älteste Tochter schied qualvoll aus dem Leben.

BRAHMSPELZ

Als Johannes Brahms am 3. April 1897 in Wien starb, hielt sich sein Bewunderer Schönberg als Leiter von Amateurchören über Wasser. Seine ersten Kompositionsversuche bekennen sich unverhohlen zu Brahms’schen Vorbildern. Die Verbundenheit zu Brahms zieht sich als Konstante durch alle Lehr- und Schaffensphasen Schönbergs. Zur Entstehungszeit der Quartett-Bearbeitung 1937 ärgerte sich der Emigrant in Los Angeles, seine Werke nicht auf den Programmen amerikanischer Orchester zu finden. Das Brahms-Arrangement könnte Teil der Strategie gewesen sein, Konzertbesucher in der Neuen Welt behutsam mit Schönberg vertraut zu machen. Zumindest beim Orchestermanager ging der Plan auf. Er soll – so kolportiert der Uraufführungsdirigent Klemperer – nach der Brahms- Bearbeitung positiv überrascht ausgerufen haben: Ich weiß gar nicht, warum die Leute sagen, Schönberg habe keine Melodien. Das war doch sehr melodisch!