Konzert & Nachklang
Nach dem Konzert ist bei uns der Abend noch nicht vorbei. Die Bar bleibt geöffnet, wenn wir Musikerinnen und Musiker des Konzerts im Foyer treffen. Mit Blick auf den Augustusplatz lassen wir den Abend gemeinsam ausklingen.
Wer sich von Musik zu horizonterweiternden Gedankenflügen inspirieren lassen möchte, ist zum Perspektivwechsel auf das Podium des Großen Saales eingeladen, wo wir nach ausgewählten Konzerten im Gespräch mit prominenten Gästen, die Musik in Beziehung setzen zur Welt-, Zeit- und Geistesgeschichte, zur Gesellschaft und zu anderen Künsten und Wissenschaften.
Perspektivwechsel
Spielplan
Do
24. Apr 2025
19.30 Uhr
Großer Saal
Konzert & Nachklang: Für alle unter 30 kostet ein Ticket nur 12 € und kann mit dem Aktionscode »Nachklang« erworben werden.
Werke von
Pierre Boulez
,
Maurice Ravel
,
Béla Bartók
zurück
DENKER UND LENKER
Pierre Boulez, der große Meister der Musik des 20. Jahrhunderts, war nie Gast im Gewandhaus. Nur eines seiner Werke ist bislang im Großen Concert erklungen (Notations 1991). Einzig…
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DENKER UND LENKER
Pierre Boulez, der große Meister der Musik des 20. Jahrhunderts, war nie Gast im Gewandhaus. Nur eines seiner Werke ist bislang im Großen Concert erklungen (Notations 1991). Einzig die Musica nova-Reihe, die Boulez auch im Jubiläumsjahr mit einer Hommage ehrt, zollte seinen hochkomplexen Kompositionen immer wieder Tribut. Vor 100 Jahren wurde Boulez an der Loire geboren, und nach dem Musikstudium in Paris nahm seine bemerkenswerte Karriere rasch Fahrt auf. In den 1950er-Jahren etablierte er sich als Komponist mit Vorliebe für Enigmatisches, in den 60ern als (autodidaktischer) Dirigent mit phänomenalem Gehör und markanter Gestik. Ein Schlüsselwerk aus der Zeit seiner frühen Erfolge ist Éclat für die einzigartige Kombination von 15 Instrumenten: Klavier, Harfe, Celesta, Glockenspiel, Vibraphon, Mandoline, Gitarre, Cimbalom, Röhrenglocken, Altflöte, Englischhorn, Trompete, Posaune, Bratsche und Violoncello. Vor 60 Jahren – am 26. März 1965, Boulez’ 40. Geburtstag – gelangte Éclat in Los Angeles zur Uraufführung.
ZWISCHENZEITGENÖSSISCH
Als Dirigent schrieb Boulez Interpretationsgeschichte. Was er zur Musik Debussys und Ravels, Strawinskys und Bartóks beizutragen hatte, war stilbildend und besitzt Reverenz-Charakter. Seine Meinungen waren streitbar, sein musikalisches Genie unstrittig. Als Boulez 1975 das Ensemble InterContemporain gründete, saß ein gewisser Pierre-Laurent Aimard am Klavier und gehörte der Gruppe viele Jahre an, bis seine Solokarriere ihn ganz in Beschlag nahm. Auch den Klavierpart in Éclat hat Aimard viele Male gespielt, und sein Zugang zur Musik Ravels dürfte nicht zuletzt von Boulez geprägt sein.
Konzert & Nachklang: Für alle unter 30 kostet ein Ticket nur 12 € und kann mit dem Aktionscode »Nachklang« erworben werden.
Fr
17. Okt 2025
19.30 Uhr
Großer Saal
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Werke von
Igor Strawinsky
,
Maurice Ravel
,
Arvo Pärt
,
Leonard Bernstein
zurück
MIT LINKSVom scheinbar Unerreichbaren geht besondere Anziehungskraft aus. Was Strawinsky für seine durchtrainierten Riesenhände komponierte, ist ähnlich berüchtigt wie Ravels Solo für die linkeHand…
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MIT LINKS
Vom scheinbar Unerreichbaren geht besondere Anziehungskraft aus. Was Strawinsky für seine durchtrainierten Riesenhände komponierte, ist ähnlich berüchtigt wie Ravels Solo für die linke
Hand des kriegsversehrten Paul Wittgenstein, das selbst den virtuosen Auftraggeber überforderte. Ravels kompakt-einsätziges Konzert entschädigt Streicher und Perkussionisten, die Strawinsky –
Pauke und Kontrabass ausgenommen – zum Schweigen verdonnert, mit farbenfrohen, exotisch schillernden Parts. Die Holz- und Blechbläser wiederum, die dem Klavier in Strawinskys Konzert
Paroli bieten, finden herrlich charakteristisch und solistisch agierende Partien vor. Im Uraufführungsjahr 1924 saß der Komponist bei der Gewandhaus-Premiere seines gewitzt mit historischen Modellen spielenden Werks persönlich am Klavier.
MIT MUT
Strawinsky war gerade 78 Jahre alt, als das erste Orchesterwerk unseres Gewandhauskomponisten Arvo Pärt seine estnischen Landsleute erstmals mit Zwölftönigkeit konfrontierte, die den sowjetischen Kulturhütern ein Dorn im Auge war. Noch bevor Schostakowitsch Ende der 1960er Jahre wagte, die Technik in Verbindung mit Todes-Thematik in seine Sinfonik einzubeziehen, machte
Pärt als Student sie mutig zur Grundlage des 1961 in Moskau uraufgeführten Nekrologs. Der Klagegesang gilt den Opfern des Konzentrationslagers Kalevi-Liiva stellvertretend für alle Opfer politischer Systeme und Ideologien. Pärt selbst erkannte darin eine Begräbnismusik für die Welt […] auf der Suche nach Reinheit und Erlösung, was letztlich gleichbedeutend ist mit der Suche nach Gott.
MIT HITS
Im selben Jahr erschloss Bernstein am anderen Ende der stilistischen Bandbreite Hits seiner West Side Story als Sinfonische Tänze für den Konzertsaal: Ein zeitloses Proteststück gegen sinnlose Gewalt verfeindeter Lager, ein Loblied auf individuelle Liebe, die kollektiven Hass überwindet, und auf Lebensfreude, zelebriert in mitreißenden Rhythmen.
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Fr
07. Nov 2025
19.30 Uhr
Großer Saal
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Werke von
Joseph Haydn
,
Felix Mendelssohn Bartholdy
,
Johannes Brahms
zurück
TEILZEITPHILOSOPHNoch zu Haydns Lebzeiten haftete sich ohne sein Zutun »Der Philosoph« als Beiname an die Es-Dur-Sinfonie aus dem 1764 besonders experimentierfreudigen Esterházy-Laboratorium.…
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TEILZEITPHILOSOPH
Noch zu Haydns Lebzeiten haftete sich ohne sein Zutun »Der Philosoph« als Beiname an die Es-Dur-Sinfonie aus dem 1764 besonders experimentierfreudigen Esterházy-Laboratorium. Wiewohl
Haydns legendärer Humor auch bei vorgeblich ernstem Tonfall durchschlägt, verleitet der Titel zu hochtrabenden Auslegungen. Dunkle Englischhörner anstelle der Oboen verleihen dem langsamen
Satz an erster Stelle stoische Würde. Ihre Gedanken entfalten sie nach Platons Prinzip im Dialog mit dem Hornpaar. Als Peripatetiker geben sich unentwegt dahinschreitende Bässe samt abgeklärt
gedämpfter Streicher-Schar zu erkennen. Bald fegt freilich ein Presto alle Grübelei hinweg, und das rasante Finale holt vollends den Rückstand des ungewohnt bedächtigen Eingangssatzes wieder auf.
PROFILIEBHABER
Das Räsonieren stand dem Philosophen-Enkel Felix fern, als er in Windeseile sein 1. Klavierkonzert für die Premiere am 17. Oktober 1831 in München fertigstellte. Die Zeit reichte nicht, den Klavierpart zu notieren, und Mendelssohn spielte aus dem Kopf, wobei die Gedanken des 22-Jährigen gewiss zu besonderen Gästen schweiften: Neben dem bayerischen Königspaar war die junge Pianistin Delphine von Schauroth anwesend, der das Konzert gewidmet ist. Sie hatte Felix schon im Jahr zuvor verzückt, und man habe, so der feurig Verliebte, »furchtbar geflirtet«. Wären stürmischer Überschwang, zärtliche Innigkeit und passionierte Hingabe nicht grundsätzlich Züge seiner Musik, läge biographische Deutung auf der Hand. Als Mendelssohn das Werk am 29. Oktober 1835 erstmals in Leipzig präsentierte, war er immer noch Junggeselle, aber frisch liiert mit dem Gewandhausorchester.
SCHWEIGEKOMPETENZ
Brahms, dem der Ruf des Nachdenklichen vorauseilte, brachte mit seiner 3. Sinfonie die redselige Kritikerzunft zum Verstummen und entlockte dem scharfzüngig-wortgewandten Eduard Hanslick
eine Einsicht von philosophischer Tragweite: Die Beredtsamkeit des Kritikers sinkt umso tiefer, je höher die des Componisten sich emporgeschwungen. Die Wortsprache ist nicht sowohl eine ärmere, als vielmehr gar keine Sprache der Musik gegenüber, da sie letztere nicht zu übersetzen vermag. Brahms’ Dritte will gehört und nicht beschrieben sein.
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Fr
05. Dez 2025
19.30 Uhr
Großer Saal
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Werke von
Lili Boulanger
,
Francis Poulenc
,
Gustav Mahler
zurück
FRÜHLINGSSORGENLili Boulanger: hochbegabt, früh gefördert und 19-jährig als erste Frau mit der höchsten musikalischen Auszeichnung ihrer Zeit, dem Rompreis, geehrt; eine Komponistin, die den…
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FRÜHLINGSSORGEN
Lili Boulanger: hochbegabt, früh gefördert und 19-jährig als erste Frau mit der höchsten musikalischen Auszeichnung ihrer Zeit, dem Rompreis, geehrt; eine Komponistin, die den Durchbruch
geschafft und die Männerdomäne erobert hat. Zugleich eine zerbrechliche junge Frau, die zeitlebens gesundheitliche Einschränkungen hinnehmen musste, keine Schule und nur sporadisch das
Konservatorium besuchen konnte, auf die Fürsorge ihrer ähnlich begabten Schwester angewiesen war und nur 24 Jahre alt wurde. Diese schwer erträgliche Dissonanz hallt wider aus einem Werkpaar, das sich Boulanger 1917/18 abrang – wissend, dass die chronische Krankheit ihr nicht mehr viel Zeit lassen würde. Dem schwermütigen, von existenziellen Schlägen erschütterten Abend (D’un soir triste) stellt sie einen farbenfrohen, heiter verspielten und impressionistisch funkelnden Frühlingsmorgen (D’un matin de printemps) zur Seite.
LANGFINGER WILLKOMMEN
Lautes Gepolter zu Beginn, als sei das Rumpelkammerregal umgestürzt. Aus dem Durcheinander fingert Poulenc Melodien von mozärtlicher Eleganz hervor, bläst den Staub von klassizistisch-grazilem
Figurenwerk und kippt es in die Kiste mit exotisch schillernden, balinesischen Gamelan-Souvenirs von der Pariser Kolonialausstellung des Vorjahres 1931. Um daraus ein griffiges Klavierkonzert zu formen, brauchte es die imposanten Pranken Poulencs und seines Freundes Jacques Février, die sich beim Spiel im Salon der Princesse de Polignac Auftrag und Auftritt mit verflixt wenig Zeit zum
Komponieren und Probieren eingehandelt hatten. Das charmante Kurzkonzert punktlandete beim Festival zeitgenössischer Musik in Venedig 1932 eine erfreulich folgenreiche Premiere.
DAS UNIVERSUM EXPANDIERT
Naturlaut und Volksmusik, Lied und Militärmarsch, Tradition und Vision, Groteske und Schönheit, Klanggewalt und Nuance, Masse und Einsamkeit: Mahlers Musik müsste zerbersten ob der Diskrepanz
des musikalischen Materials. Doch die Spannung extremer Gegensätze macht gerade den Reiz der überwältigenden sinnlichen Erfahrung aus, die uns der 2. Kapellmeister an Leipzigs Theater beschert. Mit verblüffender Zielsicherheit, Durchschlagskraft, Stringenz und Perfektion präsentiert Mahler gleich im ersten sinfonischen Wurf, was seine Sinfonik auszeichnen wird, und gestaltet
seine Musik mit radikaler Offenheit für Eindrücke der Welt – seien sie lautlicher, literarischer oder visueller Natur.
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Fr
30. Jan 2026
19.30 Uhr
Großer Saal
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Werke von
Sergej Prokofjew
,
Wolfgang Amadeus Mozart
,
Grażyna Bacewicz
,
Ludwig van Beethoven
zurück
SCHLAFLOS IN WIENWährend der turbulenten Konzertphase des Jahres 1785, für die Mozart das C-Dur-Konzert KV 467 aufs Papier wirft, weilt Vater Leopold in Wien und berichtetNannerl von der hektischen…
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SCHLAFLOS IN WIEN
Während der turbulenten Konzertphase des Jahres 1785, für die Mozart das C-Dur-Konzert KV 467 aufs Papier wirft, weilt Vater Leopold in Wien und berichtetNannerl von der hektischen Umtriebigkeit ihres Bruders: Wir kommen vor 1 uhr in der Nacht niemals schlafen, abscheulichs Wetter! tägliche Akademie, immer Lernen, Musik, Schreiben etc. wo soll ich hingehen? – es ist ohnmöglich die Schererey und Unruhe zu beschreiben: deines Bruders Flügel ist wenigst 12 mal seit ich hier bin aus dem Hause ins Theater oder ein anderes Haus getragen worden. Joseph Haydn beschwichtigt mit den vielzitierten Worten: Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und Namen kenne: er hat Geschmack und überdies die größte Compositionswissenschaft.
AUFGEWECKT MI T BEETHOVEN
Zwölf Jahre liegen Mozarts glücklose letzte Sinfonien zurück, vor fünf Jahren hat sich Haydn nach den Londoner Erfolgswerken von der Gattung abgewandt. Da reanimiert deren bislang vor allem als
Pianist hervorgetretener Schüler Beethoven die Sinfonik im Jahr 1800 mit einem elektrisierenden Septakkord und zündet nacheinander neun Leuchtfeuer, die bis heute irritieren und inspirieren, faszinieren und herausfordern. So eigenwillig und kühn sich Beethoven in Szene setzt, so wichtig ist ihm die Verneigung vor Haydn und Mozart: Deren Musik stellt er seiner 1. Sinfonie am Premierenabend voran.
TRÄUMEND IM BAROCK
Nicht Mozart oder Beethoven, sondern Haydns Humor huldigt Prokofjew mit seiner 1918 uraufgeführten 1. Sinfonie. Grażyna Bacewicz greift noch tiefer in die Schatzkiste der Musikgeschichte und
befördert 1948 Barockes zum Vorschein. Sind wir in ein siebtes Brandenburgisches Konzert geraten? Ist das Dur oder Moll, und wenn ja: welches? Unscharfes Unisono dringt durch den drei Jahrhunderte dicken Nebel, der Klang der Streicher verfärbt sich beim Spiel am Steg, der gute alte Takt ist mit der Zeit ein wenig durcheinander geraten, das Figurenwerk hat sich verheddert und die Basslinie sollte vor dem nächsten Gebrauch gebügelt werden. Ein Pizzicato knipst den streicherfarbenfroh leuchtenden Kopfsatz aus. Am flirrend-flimmernden Klanghorizont des Mittelsatzes neigt sich ein glühendes Cello-Solo dem nächtlichen Finale entgegen, das energiegeladen und hochvirtuos die fantastischen Fähigkeiten der Streicher feiert. Eile eint die charmanten Klassik-Persiflagen von Prokofjew und Bacewicz: Sinfonie und Streichkonzert jagen jeweils binnen einer Viertelstunde vorüber.
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Fr
17. Apr 2026
19.30 Uhr
Großer Saal
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Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Anton Bruckner —
4. Sinfonie Es-Dur WAB 104 ("Romantische")
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ZYKLISCHES GESTALTENIm 19. Jahrhundert wird thematische Zyklusbildung in mehrteiligen Werken ausgehend von der Musik der Wiener Klassiker zur wichtigen Maxime. Das kaum wahrnehmbare Detail kann ebenso…
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ZYKLISCHES GESTALTEN
Im 19. Jahrhundert wird thematische Zyklusbildung in mehrteiligen Werken ausgehend von der Musik der Wiener Klassiker zur wichtigen Maxime. Das kaum wahrnehmbare Detail kann ebenso zum
Zusammenhalt beitragen, wie große architektonische Konzepte. Bruckners klar fassliche Themen aus naturgegebenen Intervallen und markanten Rhythmen, eingebunden in verlässliche Formkonzepte, dramaturgische Stringenz und planvolle harmonische Abläufe stiften Einheit im Einzelwerk und verleihen der gesamten Werkgruppe Konsistenz. Seine Hauptthemen, Gesangsperioden und Schlussgruppen tragen in allen Sinfonien vergleichbare Wesensmerkmale. Und doch wahrt jedes seine Einmaligkeit und ist wiederum nur im Kontext der jeweiligen Sinfonie stimmig. Die Kopf-, Adagio-, Scherzo- und Finalsätze folgen ebenfalls verbindenden Maximen – und sind zugleich höchst individuell in ihrer Ausprägung. Starke Gemeinschaft und individuelle Freiheit
widersprechen sich nicht, sondern befördern einander.
ZYKLISCHES DASEIN
Vorbild für menschengemachte Zyklen sind die großen Kreisläufe der Natur – Tages- und Jahreszeiten, Sonnen- und Mond-Zyklen. Ihnen folgen die Festkreise der Kulturen und Religionen, ihr
Modell prägt profane und sakrale Feste. An liturgischen Zyklen, die musikalisch ausgestaltet werden, formen sich ästhetische Maximen, die später Lieder und Quartette, Charakterstücke und
Sonaten, Sinfonien und Opern zu Paaren, Tetralogien, Sechser- und Zwölfergruppen oder noch größeren Sammlungen bündeln. Gerade Bruckners Vierte, die er selbst seine »Romantische«
nannte, offenbart die Bedeutung von Naturphänomenen und menschlichen Lebenswelten für sein schöpferisches Wirken. Sein umfassendes musikalisches Weltbild, das Sinfonik als Gottesdienst
begreift und Messen sinfonisch denkt, verleiht der musikalisch-zyklischen Idee neue geistig-geistliche Tragweite.
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GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Fr
19. Jun 2026
19.30 Uhr
Großer Saal
Vorverkauf für Abonnenten und
GHO-Card Inhaber ab 07. Juni 2025, 10 Uhr
Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr
Werke von
Arvo Pärt
,
Robert Schumann
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BIENENSTICHELN MIT B-A-C-HWenn Bach… Hat er aber nicht. Stattdessen sticht Pärt 1976, wenn er erstmals seinen Tintinnabuli- Stil präsentiert, in ein Wespennest und löst insektierisches Brummen um die…
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BIENENSTICHELN MIT B-A-C-H
Wenn Bach… Hat er aber nicht. Stattdessen sticht Pärt 1976, wenn er erstmals seinen Tintinnabuli- Stil präsentiert, in ein Wespennest und löst insektierisches Brummen um die Töne B-A-C-H aus, die gleichzeitig und nacheinander erklingen und das kurze Stück von B nach H führen. Bienenfleißig fliegen Flügel, fünf Bläser und Streicher von Klang zu Klang, um am Ende tatsächlich bei Bach herauszukommen: Dessen hart geprüftes h-Moll- Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier erlöst eine salbungsvolle Schlusskadenz.
SARABANDENSTRESSTEST MIT PÄRT
Toccata, Sarabande und Ricercar der B-A-C-HCollage beginnen bei Bach und stellen ihn auf die Probe: Wie viel Dissonanz hält er aus? Wird er unter Clustern verschüttet, von Maschinenmotorik erfasst und Klangkatastrophen erschüttert unbeschadet wieder zum Vorschein kommen? In seiner wilden Phase vor dem einschneidenden Stilwandel experimentiert Pärt 1964 mit Collage-Techniken, evoziert Bach mit typischen Instrumenten wie Oboe und Cembalo, verpflanzt die Sarabande der Englischen Suite in d-Moll wie eine Blume in fremde Umgebung und konstatiert: Von extremem Unbehagen erfüllt wollte ich mir beweisen, wie schön Bachs Musik war, und eine klarere Sicht auf die Widersprüche gewinnen, in die ich mich verstrickt hatte.
STILBLÜTENSAMMELN MIT SCHUMANN
Altehrwürdiger Kontrapunkt verkündet gleich eingangs: Auch Schumann verneigt sich vor dem Genius loci der Uraufführungsstadt seiner 2. Sinfonie. Frisch von Fugen über B-A-C-H aus einer Schaffenskrise befreit flattert ihm die Triosonate aus Bachs Musikalischem Opfer in einen Mittelsatz. Auch Beethoven, Schubert und Mendelssohn spuken in Schumanns Zweiter herum, und sein Klavierkonzert inszeniert Göttergattin Clara als Premierenpianistin direkt neben Ludwig auf dem Olymp.
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Freiverkauf ab 21. Juni 2025, 10 Uhr