Grosse Concerte

Die sinfonischen Konzerte mit dem Gewandhausorchester im Gewandhaus heißen »Große Concerte«. Der Name ist eine Hommage an die Gründungsväter des Orchesters, dessen erste Formation von dem 1743 gegründeten Musikverein »Das Große Concert« engagiert wurden. Mitglieder dieser Musikvereinigung waren Adlige und Bürger der Stadt.

Fr

05. Sep 2025

19.30 Uhr
Großer Saal

Werke von Arvo Pärt , Antonín Dvořák , Jean Sibelius

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EINLÄUTEN Dreimal schlägt die Glocke, bevor die Streicher hinzustoßen. Glockenschläge begleiten durch die Elegie auf den 1976 verstorbenen Benjamin Britten. Arvo Pärt, der mit diesen fast 50 Jahre…

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EINLÄUTEN 
Dreimal schlägt die Glocke, bevor die Streicher hinzustoßen. Glockenschläge begleiten durch die Elegie auf den 1976 verstorbenen Benjamin Britten. Arvo Pärt, der mit diesen fast 50 Jahre alten Klängen seinen Einstand als Gewandhauskomponist gibt, hatte dessen Musik eben erst für sich entdeckt. Persönlich begegnet war er dem britischen Kollegen nie. Ruhige Glockenschläge und absteigende Moll-Tonleitern, tröstlich einmündend in Harmonie – einfachste Mittel genügen dem Balten für seine mit Klarheit überwältigende Kunst. Scheinbar Vertrautes erschließt neue Ausdruckswelten, lehrt neues Hören, Empfinden und Staunen. Es ist die fassliche Schönheit der Ordnung, die wir alle bewusst oder unbewusst wahrnehmen, die in uns widerhallt, sinniert Pärt: Ist das nicht das Geheimnis aller Arten von Musik?
 

STAR(T)HILFE
Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger? Die Anfrage seines Verlegers kam Dvořák gelegen, auch wenn der avisierte gute Geiger kein einfacher Kunde war. Schon Max Bruch und Johannes Brahms hatte die Zusammenarbeit mit dem legendären Joseph Joachim einige Nerven gekostet – am Ende jedoch rauschende Erfolge eingebracht. Das Violinkonzert, das Dvořák mühsam all den Extrawünschen Joachims gefügig machte, führte der alternde Jahrhundertgeiger, nachdem er die Fertigstellung vier Jahre hinausgezögert hatte, kein einziges Mal öffentlich auf. Doch das Werk eroberte auch ohne Star-Starthilfe unter überwältigenden Beifallsstürmen die Konzertsäle.
 

SOMMERREISEN
Waren Sie wie Sibelius im Sommer an der Amalfi-Küste, idealerweise auf Kosten eines generösen Gönners? Haben Sie Florenz besichtigt und an lauen Abenden Dantes Göttliche Komödie gelesen? Dann wird Ihnen vermutlich in den nächsten Tagen ein weltberühmtes Orchesterwerk aus der Feder fließen. Doch Vorsicht, die neue große Symphonie in fünf Sätzen, inspiriert von Italien und vom Mittelmeer, voller Sonnenschein, Himmelsbläue und überschwänglicher Glückseligkeit könnte erschreckend düster geraten. Und legen Sie Wert auf den feinen Unterschied zwischen poetischer Instrumentierung und politischer Instrumentalisierung.

So

07. Sep 2025

11 Uhr
Großer Saal

Werke von Arvo Pärt , Antonín Dvořák , Jean Sibelius

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EINLÄUTEN Dreimal schlägt die Glocke, bevor die Streicher hinzustoßen. Glockenschläge begleiten durch die Elegie auf den 1976 verstorbenen Benjamin Britten. Arvo Pärt, der mit diesen fast 50 Jahre…

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Grosse Concerte

Eröffnung der 245. Saison | Fokus: Gewandhauskomponist Arvo Pärt

Gewandhausorchester, Andris Nelsons Dirigent

Hilary Hahn Violine

Werke von Arvo Pärt , Antonín Dvořák , Jean Sibelius

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 10.15 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Sonntags-Anrecht I

Gefördert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

EINLÄUTEN 
Dreimal schlägt die Glocke, bevor die Streicher hinzustoßen. Glockenschläge begleiten durch die Elegie auf den 1976 verstorbenen Benjamin Britten. Arvo Pärt, der mit diesen fast 50 Jahre alten Klängen seinen Einstand als Gewandhauskomponist gibt, hatte dessen Musik eben erst für sich entdeckt. Persönlich begegnet war er dem britischen Kollegen nie. Ruhige Glockenschläge und absteigende Moll-Tonleitern, tröstlich einmündend in Harmonie – einfachste Mittel genügen dem Balten für seine mit Klarheit überwältigende Kunst. Scheinbar Vertrautes erschließt neue Ausdruckswelten, lehrt neues Hören, Empfinden und Staunen. Es ist die fassliche Schönheit der Ordnung, die wir alle bewusst oder unbewusst wahrnehmen, die in uns widerhallt, sinniert Pärt: Ist das nicht das Geheimnis aller Arten von Musik?
 

STAR(T)HILFE
Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger? Die Anfrage seines Verlegers kam Dvořák gelegen, auch wenn der avisierte gute Geiger kein einfacher Kunde war. Schon Max Bruch und Johannes Brahms hatte die Zusammenarbeit mit dem legendären Joseph Joachim einige Nerven gekostet – am Ende jedoch rauschende Erfolge eingebracht. Das Violinkonzert, das Dvořák mühsam all den Extrawünschen Joachims gefügig machte, führte der alternde Jahrhundertgeiger, nachdem er die Fertigstellung vier Jahre hinausgezögert hatte, kein einziges Mal öffentlich auf. Doch das Werk eroberte auch ohne Star-Starthilfe unter überwältigenden Beifallsstürmen die Konzertsäle.
 

SOMMERREISEN
Waren Sie wie Sibelius im Sommer an der Amalfi-Küste, idealerweise auf Kosten eines generösen Gönners? Haben Sie Florenz besichtigt und an lauen Abenden Dantes Göttliche Komödie gelesen? Dann wird Ihnen vermutlich in den nächsten Tagen ein weltberühmtes Orchesterwerk aus der Feder fließen. Doch Vorsicht, die neue große Symphonie in fünf Sätzen, inspiriert von Italien und vom Mittelmeer, voller Sonnenschein, Himmelsbläue und überschwänglicher Glückseligkeit könnte erschreckend düster geraten. Und legen Sie Wert auf den feinen Unterschied zwischen poetischer Instrumentierung und politischer Instrumentalisierung.

Do

11. Sep 2025

19.30 Uhr
Großer Saal

Werke von Richard Wagner

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LEBENSVERÄNDERND Ist nicht Tannhäusers Dasein, ist nicht unser ganzes Leben eine große Pilgerreise? Umgeben von Versuchungen – großen und kleinen – sind wir unterwegs auf der Suche nach etwas Höherem,…

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LEBENSVERÄNDERND 
Ist nicht Tannhäusers Dasein, ist nicht unser ganzes Leben eine große Pilgerreise? Umgeben von Versuchungen – großen und kleinen – sind wir unterwegs auf der Suche nach etwas Höherem, etwas Sinnstiftendem: nach Erlösung. Für Andris Nelsons war die frühe Begegnung mit Wagners Tannhäuser ein Schlüsselerlebnis. Als Fünfjähriger, der von Musik umgeben in Riga aufwuchs, besuchte er erstmals die Oper, an der später seine Karriere als Trompeter und Dirigent beginnen sollte: Vermutlich habe ich hier zum ersten Mal geahnt, welche ungeheure Wirkung von Musik ausgehen kann – und den Wunsch verspürt, der mich heute als Dirigent antreibt: Menschen mit Musik zu bewegen und positiv lebensverändernde Erfahrungen zu ermöglichen.


TODBRINGEND
Tannhäusers Rom-Erzählung ist alles andere als eine Heldengeschichte. Der reuige Sünder sucht Vergebung – und erfährt, dass er keine Aussicht auf Erlösung hat. Was die Kirche verweigert, wird ihm letztlich durch Elisabeths selbstopfernde Liebe zuteil. Wenn Tristan im dritten Akt erwacht, weiß auch er wenig Ruhmreiches zu berichten. Der schwer Verwundete deliriert, alles ist dunklem Vergessen anheimgefallen, nur seine Liebe zu Isolde leuchtet sonnenhell. Vereint werden sie jedoch erst im Tode sein. Scheiternde Helden und sich opfernde Gefährtinnen – so lässt sich auch die Ring-Handlung von vier langatmigen Abenden auf einen Atemzug verkürzen.


SANGESFROH
Einsam steht er heute Abend da, der Wagner-Tenor in seiner stimmlichen Herrlichkeit, beschienen vom Wonnemond, während all die klugen Frauen, die Erdas dieser Erde, die emanzipierten Elisabethen, die tristen Isolden, die fiesen Frickas, die nörgelnden Nornen und neckischen Rheintöchter betreten schweigen. Für fünf Minuten dürfen immerhin ein paar wortlose Walküren stracks vorüberreiten – dann gehört die Bühne wieder dem mitteilsamen Helden, der diese Spielzeit gleich zweimal sein gewaltiges Organ gegen Winterstürme erhebt. Ungestört schippert er rheinauf- und abwärts, denn auch die bösen Bässe, die ihm im wirklichen Opernleben nachstellen, haben heute nichts zu singen.

Fr

12. Sep 2025

19.30 Uhr
Großer Saal

Werke von Richard Wagner

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LEBENSVERÄNDERND Ist nicht Tannhäusers Dasein, ist nicht unser ganzes Leben eine große Pilgerreise? Umgeben von Versuchungen – großen und kleinen – sind wir unterwegs auf der Suche nach etwas Höherem,…

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LEBENSVERÄNDERND 
Ist nicht Tannhäusers Dasein, ist nicht unser ganzes Leben eine große Pilgerreise? Umgeben von Versuchungen – großen und kleinen – sind wir unterwegs auf der Suche nach etwas Höherem, etwas Sinnstiftendem: nach Erlösung. Für Andris Nelsons war die frühe Begegnung mit Wagners Tannhäuser ein Schlüsselerlebnis. Als Fünfjähriger, der von Musik umgeben in Riga aufwuchs, besuchte er erstmals die Oper, an der später seine Karriere als Trompeter und Dirigent beginnen sollte: Vermutlich habe ich hier zum ersten Mal geahnt, welche ungeheure Wirkung von Musik ausgehen kann – und den Wunsch verspürt, der mich heute als Dirigent antreibt: Menschen mit Musik zu bewegen und positiv lebensverändernde Erfahrungen zu ermöglichen.


TODBRINGEND
Tannhäusers Rom-Erzählung ist alles andere als eine Heldengeschichte. Der reuige Sünder sucht Vergebung – und erfährt, dass er keine Aussicht auf Erlösung hat. Was die Kirche verweigert, wird ihm letztlich durch Elisabeths selbstopfernde Liebe zuteil. Wenn Tristan im dritten Akt erwacht, weiß auch er wenig Ruhmreiches zu berichten. Der schwer Verwundete deliriert, alles ist dunklem Vergessen anheimgefallen, nur seine Liebe zu Isolde leuchtet sonnenhell. Vereint werden sie jedoch erst im Tode sein. Scheiternde Helden und sich opfernde Gefährtinnen – so lässt sich auch die Ring-Handlung von vier langatmigen Abenden auf einen Atemzug verkürzen.


SANGESFROH
Einsam steht er heute Abend da, der Wagner-Tenor in seiner stimmlichen Herrlichkeit, beschienen vom Wonnemond, während all die klugen Frauen, die Erdas dieser Erde, die emanzipierten Elisabethen, die tristen Isolden, die fiesen Frickas, die nörgelnden Nornen und neckischen Rheintöchter betreten schweigen. Für fünf Minuten dürfen immerhin ein paar wortlose Walküren stracks vorüberreiten – dann gehört die Bühne wieder dem mitteilsamen Helden, der diese Spielzeit gleich zweimal sein gewaltiges Organ gegen Winterstürme erhebt. Ungestört schippert er rheinauf- und abwärts, denn auch die bösen Bässe, die ihm im wirklichen Opernleben nachstellen, haben heute nichts zu singen.

Do

18. Sep 2025

19.30 Uhr
Großer Saal

Werke von Franz Liszt , Johann Sebastian Bach , Anton Bruckner

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ZYKLISCHES KOMPILIEREN Zyklischer Zusammenhalt kann musikalisch auf unterschiedliche Weise verwirklicht sein. Die Idee, ästhetische Einheit herzustellen, die über das Einzelstück hinausgreift und…

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Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Herbert Blomstedt Dirigent

Michael Schönheit Orgel

Werke von Franz Liszt , Johann Sebastian Bach , Anton Bruckner

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 18.45 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: VARIO, Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

ZYKLISCHES KOMPILIEREN 
Zyklischer Zusammenhalt kann musikalisch auf unterschiedliche Weise verwirklicht sein. Die Idee, ästhetische Einheit herzustellen, die über das Einzelstück hinausgreift und Gemeinschaft innerhalb einer Gruppe individueller Sätze stiftet, wird in unserem Kulturkreis früh in liturgischen Zyklen greifbar, wenn etwa mehrstimmig vorgetragene Mess-Gesänge durch einen gemeinsamen Cantus firmus miteinander verbunden sind. Diese Technik der Renaissance wirkt in barocken Choralkantaten weiter, die Bach darüber hinaus zum Jahreszyklus ausweitet, vereint durch die besondere Kompositionstechnik. Bei Bach expandiert das Zyklische zum Enzyklopädischen: Das Prinzip zyklischer Werkzusammenstellung nach Tonarten, wie es in Drucken und Opus-Gruppen etabliert war, dekliniert er anhand von Präludium-Fuge-Paaren durch das gesamte Tonartensystem. Seien es Kompendien-artige Handschriften, Drucke oder Tonträger: Medien befeuerten immer schon das Denken in zyklisch vereinten Werkgruppen.


ZYKLISCHES INTERPRETIEREN
Mit Aufführungs- und Aufnahmezyklen verbindet sich die Vorstellung, dass sich Werke einer bestimmten Gruppe – etwa die Sinfonien Bruckners – gegenseitig erhellen. Die Wahrnehmung der gesamten Gruppe gewährt besonders intensiven Zugang zum Einzelstück, und aus der Summe singulärer Eindrücke erwächst umfassendes Verständnis. Das Gewandhausorchester war schon zu Beethovens Zeit Pionier zyklischer Darbietung von Werkgruppen in einheitlicher interpretatorischer Handschrift. Es blieb dieser Tradition mit den bahnbrechenden ersten Sinfonie-Zyklen Bruckners und Schostakowitschs treu. In den zurückliegenden Jahrzehnten verging kaum eine Spielzeit ohne Zyklus.


ZYKLISCHER WANDEL
Mehrmals hat Blomstedt den Kreis der neun autorisierten Sinfonien Bruckners bereits ausgeschritten – mit jedem Orchester, in jedem Saal, vor jedem Publikum, zu jeder Zeit klingt und wirkt es anders. Wenn unser Ehrendirigent – so Gott will – Bruckners letzte, unvollendet gebliebene Sinfonie nun erneut interpretiert, wird er in sein 99. Lebensjahr eingetreten sein. Er und Bruckner haben sich auf dieser Welt nur um gut 30 Jahre verpasst. Musikalisch sind sie einander auf einzigartige Weise nahegekommen.

Fr

19. Sep 2025

19.30 Uhr
Großer Saal

Werke von Franz Liszt , Johann Sebastian Bach , Anton Bruckner

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ZYKLISCHES KOMPILIEREN Zyklischer Zusammenhalt kann musikalisch auf unterschiedliche Weise verwirklicht sein. Die Idee, ästhetische Einheit herzustellen, die über das Einzelstück hinausgreift und…

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Grosse Concerte

Gewandhausorchester, Herbert Blomstedt Dirigent

Michael Schönheit Orgel

Werke von Franz Liszt , Johann Sebastian Bach , Anton Bruckner

Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 18.45 Uhr - Schumann-Eck

Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos: Serie I

Präsentiert von

Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

ZYKLISCHES KOMPILIEREN 
Zyklischer Zusammenhalt kann musikalisch auf unterschiedliche Weise verwirklicht sein. Die Idee, ästhetische Einheit herzustellen, die über das Einzelstück hinausgreift und Gemeinschaft innerhalb einer Gruppe individueller Sätze stiftet, wird in unserem Kulturkreis früh in liturgischen Zyklen greifbar, wenn etwa mehrstimmig vorgetragene Mess-Gesänge durch einen gemeinsamen Cantus firmus miteinander verbunden sind. Diese Technik der Renaissance wirkt in barocken Choralkantaten weiter, die Bach darüber hinaus zum Jahreszyklus ausweitet, vereint durch die besondere Kompositionstechnik. Bei Bach expandiert das Zyklische zum Enzyklopädischen: Das Prinzip zyklischer Werkzusammenstellung nach Tonarten, wie es in Drucken und Opus-Gruppen etabliert war, dekliniert er anhand von Präludium-Fuge-Paaren durch das gesamte Tonartensystem. Seien es Kompendien-artige Handschriften, Drucke oder Tonträger: Medien befeuerten immer schon das Denken in zyklisch vereinten Werkgruppen.


ZYKLISCHES INTERPRETIEREN
Mit Aufführungs- und Aufnahmezyklen verbindet sich die Vorstellung, dass sich Werke einer bestimmten Gruppe – etwa die Sinfonien Bruckners – gegenseitig erhellen. Die Wahrnehmung der gesamten Gruppe gewährt besonders intensiven Zugang zum Einzelstück, und aus der Summe singulärer Eindrücke erwächst umfassendes Verständnis. Das Gewandhausorchester war schon zu Beethovens Zeit Pionier zyklischer Darbietung von Werkgruppen in einheitlicher interpretatorischer Handschrift. Es blieb dieser Tradition mit den bahnbrechenden ersten Sinfonie-Zyklen Bruckners und Schostakowitschs treu. In den zurückliegenden Jahrzehnten verging kaum eine Spielzeit ohne Zyklus.


ZYKLISCHER WANDEL
Mehrmals hat Blomstedt den Kreis der neun autorisierten Sinfonien Bruckners bereits ausgeschritten – mit jedem Orchester, in jedem Saal, vor jedem Publikum, zu jeder Zeit klingt und wirkt es anders. Wenn unser Ehrendirigent – so Gott will – Bruckners letzte, unvollendet gebliebene Sinfonie nun erneut interpretiert, wird er in sein 99. Lebensjahr eingetreten sein. Er und Bruckner haben sich auf dieser Welt nur um gut 30 Jahre verpasst. Musikalisch sind sie einander auf einzigartige Weise nahegekommen.