In den Anfängen des Orchesters, als die meisten seiner Mitglieder noch keine Berufsmusiker waren, war es lediglich den städtisch angestellten »Stadtpfeiffern« erlaubt, in Kirchen, Theatern und bei weltlichen Anlässen des Rats zu musizieren. 1773 müssen diese Stadtmusiker jedoch erstmals Musiker aus dem Konzertorchester (dem späteren Gewandhausorchester) um Mithilfe bitten, da sie den wachsenden personellen und spieltechnischen Anforderungen zeitgenössischer Opernkompositionen zunehmend nicht mehr gewachsen waren. Dies war ein wesentlicher Einschnitt, der das städtische Musikwesen in den folgenden einhundert Jahren komplett verändern sollte. Neben dem Konzertorchester (gegründet 1743) etablierte sich durch dessen Mitwirken bei Opernaufführungen ein selbstbewusstes und qualitativ hochwertiges Theaterorchester.
Wegen Honorarkürzungen durch einen Theaterbetreiber, gegen die sich die Musiker wehren, schließen die Musiker des Konzertorchesters und jene des Theaterorchesters 1786 einen Gegenseitigskeitsvertrag, der soziale und dienstliche Regelungen für alle Musiker festschreibt. Der Vertrag war auch für Musiker offen, die nur im Konzert spielen. Damit vereinigen sich erstmals das Konzert- und das Theaterorchester zu einer eigenständigen Institution. Mit Gründung des Stadttheaters im Jahr 1817 bekommen die siebundzwanzig Musiker des Theaterorchesters erstmals ein festes Gehalt und es wird ein festes Ensemble am Theater etabliert, das die bislang wechselnden Theatertruppen ablöst. 1840 erkennt die Stadt Leipzig das 27-köpfige Gewandhaus- und Theaterorchester als »Stadtorchester« an – allerdings galt die Anerkennung zunächst nur für jene Musiker, die die Kirchenmusik gestalten. Die Verantwortung für das gesamte Orchester übernimmt die Stadt erst 1881. 1864 wird das Theaterorchester davon entbunden, die Zwischenaktmusiken zu spielen. Das Orchester wird somit vom allgemeinen Theaterorchester zum spezialisierten Opernorchester. Mit dieser Entscheidung hinkt der Leipziger Stadtrat allerdings den Entwicklungen in anderen Theaterstädten um ein Jahrzehnt hinterher. 1868 wird das Neue Theater eingeweiht: die größere Bühne und der größere Zuschauerraum verlangt ein größeres Orchester, das auf 60 Musiker aufgestockt wird. Nur die Hälfte davon sind allerdings festangestellte Mitglieder des Stadtorchesters – die anderen sind schlechter gestellte »Hilfsmusiker«. Ein Spannungsverhältnis, das zu erheblicher Fluktuation führte. Trotzdem profitieren Gewandhaus- wie Opernorchester von den zahlreichen personellen Überschneidungen zwischen beiden Orchestern, spielen doch schon seit jeher zahlreiche Musiker des Konzertorchesters im Theaterorchester und garantieren so die Qualität der musikalischen Darbietung.
Die Belastungen der ersten vollständigen "Ring"-Aufführungen von Richard Wagner außerhalb Bayreuths im Jahr 1878 haben neue Diskussionen über den Stand der Musiker in der Stadt entfacht. 1881 beschließt der Magistrat deshalb, dass es für alle Musiker von Gewandhaus- und Theaterorchester eine soziale Mindestsicherung geben soll und dass das Orchester fortan zum Dienst in Kirche, Konzert und Oper verpflichtet wird. Seither haben Konzerthaus, Oper und Thomaskirche dasselbe Orchester: Das Gewandhausorchester.