FRANZÖSISCHER BRUCKNER
Ernest Chausson war ein Alleskönner, literarisch, zeichnerisch und musikalisch begabt. Der promovierte Jurist nahm Privatunterricht bei Massenet und Franck, zählte zu Frankreichs Wagnerianern der ersten Stunde, reiste zum Fliegenden Holländer, zum Ring des Nibelungen und zu Tristan und Isolde nach München und pilgerte zum Parsifal nach Bayreuth. Die Wagner-Begeisterung ist Chaussons dunkel gefärbter, leidenschaftlicher Musik anzumerken. Mit dem sieben Jahre jüngeren Claude Debussy, der mit seinem Prélude à l’après-midi d’un faune 1894 ein Schlüsselwerk der beginnenden Moderne schuf, verband Chausson enge Freundschaft. In seinem Pariser Salon gaben sich ferner Dukas und Degas, Manet und Mallarmé, Renoir und Ravel ein Stelldichein. Chausson war beliebt, freigiebig, charmant, engagiert, stürzte vom Rad und starb.
STARTHILFE VON NIKISCH
Der frühe Fahrrad-Enthusiast, der die Winter in Paris und die Sommer auf dem Land verbrachte, hatte in den 44 Jahren seines Lebens etliche Lieder, Klavierstücke und zu jeder großen Gattung zumindest ein kapitales Werk beigesteuert. Die Premiere seiner einzigen Sinfonie dirigierte Chausson 1891 selbst. Wahre Euphorie löste das Werk unter Arthur Nikisch aus, der es 1897 bei einem Gastspiel der Berliner Philharmoniker in Paris präsentierte.
DAS URTEIL DER PARISER
Der überwältigende Erfolg seines 3. Klavierkonzerts in Paris bewog Prokofjew dazu, die Stadt für mehrere Jahre zum Mittelpunkt seines bewegten Lebens zu machen. Wurde die Uraufführung in Chicago noch verhalten aufgenommen, avancierte das Werk nach der Pariser Premiere 1922 unter Serge Koussevitzky zum bis heute beliebtesten der fünf Konzerte, ja zu einem der populärsten Werke Prokofjews überhaupt. Auch nach seinem Rückzug ins bayerische Ettal kehrte Prokofjew immer wieder nach Paris zurück um unter Koussevitzkys Leitung sein 3. Klavierkonzert zu spielen. Man versteht leicht, warum die Pariser von dem verschmitzten, einfallsreichen, funkensprühenden Werk nicht genug bekommen konnten.