Bitte beachten Sie die Programm- und Dirigentenänderung.
WENN STREICHER STREICHEN
Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? fragte der Verleger Simrock, und ergänzte, als ob von Dvořák Anderes zu erwarten sei: Recht originell, kantilenenreich und für…
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 18.45 Uhr - Schumann-Eck
Preise: 80/61/49/37/23/6 EUR
Flexpreise: 88/67/54/41/25/7 EUR
Ermäßigung für Berechtigte
Abos:
Serie I,
VARIO
Präsentiert von
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig
WENN STREICHER STREICHEN
Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? fragte der Verleger Simrock, und ergänzte, als ob von Dvořák Anderes zu erwarten sei: Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger? Der gute Geiger war Joseph Joachim. Dem war allerdings das Konzert nicht gut genug. Auch nachdem Dvořák seinen Revisionswünschen entsprochen hatte, war Joachim unzufrieden. Bevor der Druck mit Widmung an ihn erscheinen durfte, strich der Streicher mit Rotstift statt Bogen und spielte sein Konzert nur verstohlen im Berliner Konservatorium. Öffentlich verhalf Dvořáks Freund František Ondříček den originellen und kantilenenreichen Klängen am 14. Oktober 1883 in Prag zum Premierenerfolg, wo Josef Špaček als jüngster Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie an der Seite von Semyon Bychkov wirkte, bevor er sich ganz der Solokarriere widmete.
WENN HERRSCHER UNBEHERRSCHT SIND
Heinrich Joseph Edler von Collin und Ludwig van Beethoven waren gute Freunde. Zum Erfolgsdrama Coriolan des Dichters komponierte Beethoven eine Ouvertüre – allerdings erst, nachdem dieses wieder vom Spielplan verschwunden war. Nur einmal gelangten Drama und Musik gemeinsam zur Aufführung. Das literaturbezogene Orchesterstück steht vielmehr an der Schwelle zum eigenständigen musikalischen Genre, das ebenso gut als Konzertouvertüre ohne Kopplung mit einer Theaterdarbietung klingen konnte. Die dunkle Tonart c-Moll teilt das Werk auf den stolz aufbrausenden römischen Feldherrn, dem 200 Jahre vor Collin bereits William Shakespeare ein literarisches Denkmal errichtet hatte, mit der 5. Sinfonie, der früh der Beiname »Schicksalssinfonie« zuflog. Doch während die Ouvertüre den tragischen Helden Coriolan mit schockierendem Pizzicato-Schluss in den Selbstmord geleitet, flutet das Finale die Sinfonie mit strahlendem C-Dur und verbreitet ähnlich visionären Glanz wie der befreiende Jubel am Ende der zeitnah entstandenen Oper Fidelio.