Do

17. Apr 2025

19 Uhr
Thomaskirche

Johann Sebastian Bach — Matthäus-Passion BWV 244

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SIND BLITZE, SIND DONNER Wozu dienet dieser Aufwand? Von allen Seiten bestürmen uns Stimmen. Wir können den Fragen und Klagen, dem Wen? Was? Wie? und Wohin? nicht entkommen. Lass ihn kreuzigen!,…

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SIND BLITZE, SIND DONNER

Wozu dienet dieser Aufwand? Von allen Seiten bestürmen uns Stimmen. Wir können den Fragen und Klagen, dem Wen? Was? Wie? und Wohin? nicht entkommen. Lass ihn kreuzigen!, hetzen gleich zwei Chöre und Orchester von den Emporen der Thomaskirche – und wir mittendrin. Immersiv, inklusiv, intensiv – seit fast 300 Jahren ist Bachs Matthäuspassion jeder Zeit, Technik und Terminologie voraus.

SUCHT ERLÖSUNG, NEHMT ERBARMEN

Dem Spott vieler steht das Mitleid einzelner entgegen, jenes herzzerreißende Doppelgefühl von Liebe und Schmerz, das in ergreifenden Arien glüht. Wer gewinnt uns? Die leise Solostimme oder die laute Menge? In einer von Informationen überfluteten Kultur besteht der revolutionärste Akt vielleicht darin, so wenig wie möglich so leise und so langsam wie möglich zu sagen, stellte Alex Ross fest. Bachs Arien durchbrechen die »greller, schneller, lauter«-Spirale unserer Schlagzeilenschlagzahl. Zwei kurze Sentenzen breitet der Alt im Dialog mit der solistischen Violine sieben magische Minuten lang in ruhigem Piano aus. Schon bei den ersten beiden Worten verweilt die Musik unendlich lang und wird nicht müde, sie zu wiederholen: Erbarme dich.

DEINE SPRACHE VERRÄT DICH

Die Passion verleiht menschlicher Not raumgreifend Ausdruck. Wo die Welt aus den Fugen gerät, wo Leid zu Light verdünnt wird, wo die alten Werte der Kirchen vor Kardinalsverbrechen und Kapitalstugend kapitulieren, wo Welterklärungskompetenzgerangel und Buhlen um Gottesgunst Kriege befeuern, da macht der Meister des Kontrapunkts Gegenstimmen hörbar. Bachs mehrchörige Stimmenvielzahl lässt Einseitigkeit nicht zu, seine Dissonanzen weichen dem Leid nicht aus, seine Rezitative machen Berichte berührend, seine Arien geben individuellen Sichtweisen Raum und seine Choräle begegnen dem Gegeneinander mit tröstlicher, versöhnender Gemeinschaft.