Fokus: Gewandhauskomponist Arvo Pärt
Arvo Pärt wuchs im sowjetisch beherrschten Estland auf und absolvierte sein Studium in Tallinn. Nach einigen Jahren als Toningenieur beim estnischen Rundfunk widmete er sich ab 1960 ganz dem Komponieren. Sowohl seine tief religiöse Haltung als auch seine avantgardistischen Ambitionen wurden von kulturpolitischen Sittenhütern beargwöhnt. Pärt emigrierte 1980 mit seiner Familie über Wien nach Berlin, wo er knapp 30 Jahre seines Lebens verbrachte. Nun nahm seine Karriere international schnell Fahrt auf; Plattenlabels und Verlage interessierten sich für seine sinnliche und zugleich strikter Konzentration unterworfene Musik, die Mitte der 1970er Jahre eine stilistische Neuausrichtung erfahren hatte. Seit 2010 lebt Arvo Pärt wieder in Estland.
Im Großen Concert eröffnet sein von Glockenschlägen durchdrungenes Streicherklangwunder Cantus in Gedenken an Benjamin Britten die Spielzeit. Ähnlich bekannt ist das Doppelkonzert Tabula rasa (02./03. OKT 2025), das der Pärt-Experte und -Freund Paavo Järvi leitet.
Besonderen Anteil an der Pärt-Werkschau hat der GewandhausChor. Das traditionelle Weihnachts-Oratorium tritt mit kurzen Pärt-Kontrapunkten in Dialog mit dem Komponisten, für den Bach eine so bedeutsame Rolle spielt (06. DEZ 2025). Im Zentrum des Pfingstkonzerts steht Pärts strenges Tintinnabuli-Faszinosum »An den Wassern zu Babel« (24. MAI 2026), und im Museum der Bildenden Künste stellt Chorleiter Gregor Meyer den estnischen Gewandhauskomponisten in den Kontext seiner komponierenden Landsleute.
Auch in der Kammermusik sind sowohl Pärt-Klassiker wie Spiegel im Spiegel, als auch Raritäten wie die Scala cromatica vertreten. Dieses Klaviertrio für den verdienstvollen Mitarbeiter der Universal Edition, András Varga, das am 07.07.2007 auf Buchstaben seines Namens entstand, wird nun im Gewandhaus seine Deutschland-Premiere erleben (14. SEP 2025).
Gefördert durch die Stiftung Zukunft Gewandhaus zu Leipzig